°descriptio°:
Die Wassertürme in Herten Scherlebeck haben es zwar in sich. Aber von aussen gesehen sind die – naja – aus lichtbildartistischen Angesichtspunkten doch eher nur was für gelegentliche Spaziergänger.
Und vielleicht noch was für freilaufende Katzen aus der Rasse „magenempfindliches und spezialfutterbedürftiges englisches Kurzhaar“ oder so. Weil die Viecher in der Regel aufgrund falscher Tier- und Naturliebe Freigänger sind und sich irgendwann draussen an einem jungen Singvogel den Magen verrenkt haben und deshalb nicht mehr nach Hause kommen können, weil denen sauschlecht an den Federn geworden ist, muss sich der Besitzer nicht wundern. Und auch nicht jammern. Hier an den Wassertürmen scheint eins von diesen unzeitgemäßen und schlecht erzogenen Haustieren stiften gegangen zu sein. Und der Besitzer sucht händeringend danach und ist in der Lage, 1.000 Euro für das Auffinden seines kleinen mordlüsternen Paklstikwannenscheissers aus der Tasche zu zaubern. Tot oder lebendig. Man sollte dem Trottel nur das geteerte und gefederte Fell überreichen und dabei grinsend die Hand aufhalten.
Haben wir aber nicht. Nicht heute.
Statt dessen sind wir dann direkt zu General Blumenthal Schacht 7. Der erste Eindruck ließ uns hier dann etwas verweilen. Interessant war zu sehen, dass eine Gruppe von Menschen den Zeitgeist erkannt haben, und das verlassene Gelände, das für die RAG insgesamt wertlos geworden ist, unter ihre Fittiche zu nehmen und daran und darin mal hier und da was aufzuhübschen um den Trümmer nicht weiter verfallen zu lassen. Mit dem Ziel, die verstrahlten Lost-Place-Spacken, die nur Langeweile schiebenden Testosteron-Vandalen und die zirkusreifen Graffittisprayer draussen zu halten um dafür dann irgendwann mal solvente Kleinkunstkenner und idealistische Krachmacher da rein zu holen. Zu mehr wird das Ganze da auch nicht mehr genutzt werden dürfen. Für die RAG ist der Abriss unwirtschaftlich, weil es aufgrund der Lage kein interessantes Baugrundstück darstellt. Und wenn, dann nur mit erheblichem Aufwand aufzuhübschen wäre. Das sparen die sich. Und lassen den Scheiß da wo er ist. Und lassen vor allem andere Spinner sich drum kümmern. Besser geht nicht, für die RAG …
Weil wir natürlich nicht auf das abgesperrte Gelände wollten – obwohl es mit ein paar wenig aufwändigen Klettereien durchaus möglich gewesen wäre – haben wir dann den verlassenen Ort wieder verlassen.
Auf dem Weg in’s Blaue sahen wir aus der Ferne die Schlote vom Kraftwerk Scholven in den wolkigen Himmel qualmen. Die tief stehende Sonne hat die Schwaden und die Wolken sehr dekorativ hinterleuchtet. wir waren aber zu weit entfernt. So entstand der spontane Plan, in genau die Richtung nach Gladbeck zu fahren. Einen Feldweg als Abkürzung benutzend hielten wir an der Wegkreuzung, weil wir von dort aus die Straße überquerend das Schauspiel einfangen konnten.
Wenn ich’s gekonnt hätte. Ich Trottel habe meine Fernbedienung für die Belichtungsreihen im Auto gelassen und musste den Weg zweimal laufen. Als ich wiederkam, war’s vorbei 😡 .
Da hatte das Schatzi mal wieder den entscheidenden Vorteil nutzen können…
Ich hatte mich dann mal mit der wie leergefegten Allee beschäftigt.
In Gladbeck kamen wir an der Maschinenhalle Zweckel vorbei. Hier haben die jetzigen Betreiber alles richtig gemacht und eine Zappelhalle für Heiratswillige und andere zu bespassende Zeitgenossen draus gemacht. Die Bude gibt das (nach aufwändiger Renovierung jetzt wieder) her. Ist aber für den spontanen Lichtbildartisten nicht oder nur zu bestimmten Öffnungszeiten zugänglich. Was nicht weiterhilft, wenn die Sonne das Gebäude in wirklich stimmungsvolles Licht setzt und man nicht dran kommt 👿 .
Nebenan auf dem gleichen Grundstück der RAG befand sich seinerzeit die Bergmann-Berufsschule. Die Hütte steht noch. Auch ein Nebengebäude ist als Ruine vorhanden. Durch den Metallgitterzaun kann man hindurch schlüpfen und durch die Wildnis geschützt die alten Gebäude unbemerkt erreichen. Ich hab das allerdings heute nur mal testweise gemacht und auch nur das Händie beigehabt.
°loco°
°ego sententiam°
Wir haben vor, demnächst beim NABU Meldung zu machen. Unsere Beobachtungen über die wild um sich greifende Gleichgültigkeit müssen wir da dringend mal erörtern.
°illustrationen°:
°navigation auxilium°
… man könnte auch Navigationshilfe drauf sagen. Ab hier geht’s irgendwie weiter …