°descriptio°:
Nach anfänglichen morgendlichen Diskrepanzen über persönliche Fehlverhaltensmuster haben wir es dann doch endlich geschafft, meinem gestrigen Wunsch zu folgen und uns auf den Weg zur Hohensyburg zu machen. Ich persönlich mag ja die hüchelichen Erhebungen unserer näheren Umgebung. Man kann von da oben immer so schön weit ins Land gucken. Das wussten vor mehr als 1000 Jahren seinerzeit auch die ollen Rittersleut und ließen sich von ihren Zwangshiwis auf die strategisch bedeutsamen Hüchelspitzen die eine und andere Steinbehausung von tücht’ger Hand zusammenklöppeln. Die Herrschaften mussten damals echt Schiß vor anderen Wirschköppen gehabt haben, sonst hätten die nicht die mehr als 90 cm dicken Vollsteinwände bevorzugt. Wegen der Witterung haben unsere altvorderen Väterväter bestimmt nicht so robust gebaut.
Nach unserer Ankunft fanden wir auch direkt einen schicken, trockenen, ebenen und ausreichend bemessenen Parkplatz am Fuße des mit über 220 Höhenmetern und somit für unsere flachflauen Emschervalleyway-Verhältnisse doch schon ziemlich hohen Hüchels. Den es tapfer zu erklimmen galt. Was sich allerdings als nicht ganz ungefährlich erweisen sollte, weil das Schatzi nicht das für solche Wege passende Schuhwerk trug. Die Fußbedeckung war zwar der Witterung angemessen wärmend und bequem gewählt. Nur das Sohlenprofil ließ zu wünschen übrig und wäre eher für einen (ungewollt ☠) schnellen Abstieg geeignet. Was die Rückkehr über den Hinweg deshalb aussichtslos erscheinen ließ. Gefrorene Nässe gepaart mit aufgetautem Erdreich waren schon beim Aufstieg ein Abenteuer für sich.
Der Aufstieg hatte jedoch auch den einen und anderen wirklich reizvollen Aussichtspunkt zu bieten, an dem wir dann einen Moment die Aussicht genießend und nach Luft schnappend verweilen konntenmussten.
Wir erreichten zuerst das Denkmal vom Kaiser Willi. Was sich uns als äusserst beeindruckend zeigte. So lebensnah gestaltete Bronzestatuen in deutlich überlebensgroßer Darstellung haben wir beide bisher noch nicht gesehen. Der Bildhauer oder Bronzegießer oder wer auch immer die Kunstwerke geschaffen hat, hat da wirklich alles gegeben und sein Geld wirklich verdient.
Unser Aufenthalt am denkwürdigen Denkmal wurde alsbald von teppichfliegenden Akalazen gestört, die der Meinung waren, dass die Location ideal für einen Videoclip sei, in dem der schmutzgesichtige und fettleibige Hauptdarsteller schreihalsig den opulenten Rahmen der ehrwürdigen deutschen Geschichte mit seinem schwabbeligen Gehopse zu schräppiger Eselfickermucke vergewaltigen müsse und dabei von einem ziemlich unterbelichtet wirkenden Belichter mit einer videofähigen DSLR aufgenommen wurde. Die Szenerie war einfach nur widderlich und für mich zum Kotzen. Ich hab nichts gegen den Einbau von musikalischen Darbietungen in die passende Umgebung. Aber der deutsche Kaiser hat nix in einem Akalazenvideo zu suchen. Oder besser umgekehrt.
Der deutsche Flieger Matthias Rust hatte vor 30 Jahren zwar unbehelligt jedoch von den dort regierenden Eingeborenen reichlich ungern gesehen mit einem Flugzeug das kulturelle Zentrum Russlands – den Roten Platz in Moskau – angeflogen und ist dort gelandet. Das war damals sein rein persönlicher Spaß und hatte auch nichts mit irgendeiner von den Völkern ohnehin ungewollten Völkerverständigung zu tun.
Soll mir also kein Akalaze erzählen wollen, dass sein schlabberiges und von grässlichem Jaulen begleitetes Rumgehampel auf meinem Denkmal dazu führen soll, dass ich mir auf Dauer seine Kultur antun muss und auch noch Verständnis dafür aufzubringen habe. Die gehen mir hier einfach zu weit mit ihren Moscheen und Kopftuchgeschwadern und ihres ansonsten und mittlerweile brechreizerzeugenden weil penetrant besitzergreifenden Auftretens.
Das Schatzi konnte sich ob der imposanten Erscheinung des Denkmals nur schwer vom selbigen lösen. Sie hatte sich dann aber selbst innerlich zur Ordnung gerufen, weil sie am zweiten Tag am Hebewerk nochmals nehr als 1.100 😯 Bilder erzeugt hat. Und das wollte sie heute keinesfalls wiederholen. Subdomains hat sie aber noch reichlich frei zur Verfügung…
Wir nahmen den Weg zur Burgruine und erreichten vorher noch den Vincketurm. Der leider geschlossen war und wir – äh, ich – da nicht drauf konnten. Schade eigentlich. Denn der Turm hätte dem Aussichtsgenuß noch’n Schippchen draufgelegt.
An der Burgruine hatten wir uns dann kurzzeitig aus den Augen verloren. Während das Schatzi sich ein Stück weiter umsah, umrundet ich die Trümmer nach einem weiteren Motiv. Und begegnete einem sehr netten Herrn mit seinen zwei kleinen Töchtern, die fasziniert die Überreste der Behausung betrachtet haben. Der Vater hätte gerne Fotos von den beiden Lüttis gemacht, hatte aber leider seine Kamera nicht dabei. Schlecht vorbereitet, würde ich mal sagen. Aber eins geht nur: entweder Fotoknipsen oder sich mit den Kiddies beschäftigen. Der Vater hat also alles richtig gemacht und ich mich deshalb angeboten, die Ablichtung seiner Töchter und mit ihm auf der Burgruine als Andenken mal ersatzhalber zu übernehmen.
Dem Schatzi war zwischenzeitlich dann doch kalt geworden und der Rückweg wurde abenteuerlicher als erwartet. Eben weil ich nicht genau wusste, wo genau man denn da so lang laufen musste, um wieder auf dem möglichst kürzestem Weg wieder an den Startpunkt zurückzukehren.
Wir mussten schlussendlich um einen ziemlich großen Campingplatz drumrumlaufen und kamen dann irgendwann an der Lenne an. Dort tranken wir ein Becherchen Kaffee und wurden auch von einer sehr freundlichen Dame in ein naturbehaftetes und lebhaftes Gespräch verwickelt. Sie gab preis, daß hier vom Landschaftsverband aufgrund der übertriebenen preussischen Ordnungsliebe so einige Spezies gewaltsam dezimiert würden. Vor allem Gänse, Enten und mittlerweile auch Kormorane sind zum Abschuß freigegeben worden. Erschreckend, was sich der Mensch gegenüber der Natur rausnimmt, um sie nach seinem Gutdünken zu formen. So hatte Gott das nicht gemeint, als er dem Menschen auftrug, sich die Erde in ihrer Gesamtheit zum Untertan zu machen. Untertanen werden nämlich anders behandelt. Das wusste unser altehrwürdiger Kaiser Willi (man sachte seinerzeit auch Willem auf den…) auch schon und genau deshalb hat er auch nicht nur ein so’n Denkmal bekommen …
°loco°
°ego sententiam°
Mit dem Wetter hatten wir auch heute wieder einfach nur Glück gehabt. Das Kaiserdenkmal hätte bei düsteren Wolken ebenso (ungewollt und unpassend) düster gewirkt. Doch der strahlend blaue Himmel hat die Erscheinung des ehrwürdigen Kaisers erhaben und uns doch etwas ehrfürchtig gemacht. Und eine Ruine muss ja auch nicht immer nur in trauriger Lichtstimmung erscheinen. Aber auch nicht von akalizistischen Fremdkulturen als geklaute Bühne für deren kulturfremdes Störverhalten herhalten müssen. Deren Moscheen darf ich ja auch nicht mit kurzer Hose und T-Shirt eintreten…
°illustrationen°:
°navigation auxilium°
… man könnte auch Navigationshilfe drauf sagen. Ab hier geht’s irgendwie weiter …