°descriptio°:
Tag der Abreise, leider. Ich hätte gern noch ein paar Tage hier verbringen können. So geht Urlaub, wie ich finde. Andere finden was anderes schön.
Die Eintrittskarten für den Vogelpark reichten nur für zwei Durchgänge und die Pension hatten wir auch nur für zwei Übernachtungen gebucht. Beim nächsten Mal bleiben wir wahrscheinlich länger, falls ich ein nächstes Mal noch aktiv erleben sollte.
Wir sind dann aber heute morgen nicht direkt wieder auf die Piste, um in das kaputtige Museum der Republik zurück zu eiern, sondern nahmen uns vor, die Gegend zu erkunden. Auf der Karte gab es viel zu sehen, und die Entscheidung fiel dann auf ein Gewässer, das Leben versprach. Andere würden sich am Ballermann wohler fühlen, weil da auch Leben solange tobt, wie die Kondition reicht. Die meisten der dort anreisenden Irren brauchen nach so einem Urlaub dann erst mal Urlaub. Der volkswirtschaftliche Schaden, der durch solche „Urlaubs“-Orte entsteht, dürfte – ebenso wie eine pandemische Volkskrankheit – unermesslich sein.
Wir haben nicht dergleiche Ambitionen und nahmen Kurs auf den „grundlosen See“. Der Name bot schon beim Lesen ein vielversprechendes Programm. Umschlossen von einer herrlichen Moorlandschaft lag ein grosser blauer See. Den wir dann mit Entdeckerfreude und weitestgehend ungestört umrundeten. Vereinzelt trafen wir auch zehr zeltene Tiere an. Zumindest solche, die in unseren Gefilden nicht heimisch sind. Was kein Wunder ist, weil bei uns bekommen die keine Chance mehr, sich ungestört fortzupflanzen.
Insgesamt ist Walsrode und die Umgegend also rückblickend betrachtet durchaus einen längeren Aufenthalt wert. Wer dort wohnen, leben und arbeiten muss, hat es aber genauso schwer, wie ein Bewohner des republikanischen Museums. Am heftigsten tragen – nicht nur hier – die Landwirte ihr Päckchen. Denen wird es keinesfalls einfach gemacht, ihren Lebensunterhalt zu erwirtschaften. Dafür sorgt schon die EU mit ihren weltfremden Regelungen, die bei insgesamter und allgemeiner Anwendung auf ALLE europäischen Regionen, die naturgemäß völlig unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen haben, zum untragbaren Ungleichgewicht führen. Landwirte, die aus Überzeugung ihrer Berufung folgen und mit Herz und Verstand vernünftige Wege zur ertragreichen und doch schonenden und nachhaltigen Bewirtschaftung ihrer Anbauflächen gehen, sind wohl bald die Ausnahme. Gefördert werden nur noch ohnehin industrieähnlich arbeitende und damit nicht nur kostendeckend wirtschaftende Großbetriebe. Mit 20 Milchkühen wird heute keiner mehr seine Butter aufs Brot bekommen. 2.000 Milchkühe sind das Mindeste, womit es sich lohnt zu arbeiten. Was in diesem Format zu Lasten der Tiere (und schlußendlich auch des Menschen) geht. Wer das als Landwirt mit seinem Gewissen nicht vereinbaren kann, stellt sich Reitpferde in den Stall, vermietet Wohnmobilstellflächen auf seinem Hof, macht nebenbei noch ein bischen Gastronomie und Hofladenverkauf mit eigenen Erzeugnissen und versucht, mit Tourismusdienstleistungen seine ständig und unaufhaltsam steigenden Nebenkosten zu decken.
Die Volmers werden damit nicht reich, sind aber trotzdem weitestgehend glücklich und zufrieden.
Deren Denke kann ich gut teilen. Mir hat der gastfreundliche Aufenthalt so gut gefallen, dass ich gern nochmal hierhin möchte. Hier finde ich alles, was MEIN Herz begehrt. Das ist nicht viel im Vergleich mit denen, die jedes Jahr mindestens 2 Mal ’ne 4-wöchige Weltreise machen müssen, um bei den Nachbarn damit angeben zu können.
Ich kenne Leute, die haben das gemacht. Weil sie’s konnten. Also durch gut bezahlte Arbeit genug Flocken und Urlaubstage übrig hatten, um in ihrem aktiven Leben die Welt zu bereisen. Was auch nur geht, wenn man keine Blagen am Hals hat. Allerdings haben solche Leute dann auch nichts anderes zu erzählen, als dass es auf Ischia oder in Kenia oder Thailand oder was weiss ich wo die noch überall waren, so toll war und man in irgend einer Eingeborenenfressbude günstig ’n Häppchen greifen konnte. Es sei den Leuten gegönnt. Aber die sollen mir mit ihrer Dekadenz nicht‘ auf’n Sack geh’n und sich schon gar nicht in persönlich geführten Unterhaltungen ständig nur selbst als Mittelpunkt der Welt betrachten.
Ich mag wohl (mittlerweile) die Höhle, in der ich lebe. Solange man mich hier in Ruhe lässt. Und wenn ich meine, hier mal weg zu müssen, dann bevorzuge ich die Einfachheit, die ich bei den Volmers gefunden habe. Da lenkt nichts von der Schöhneit ab, die einen umgibt. Wobei das Schatzi den Geruch von Pferdemist als weniger schön empfindet.
Aber irgendwas ist ja immer …
°loco°
°ego sententiam°
Die Eindrücke währen unseres Aufenthalts waren einfach überwältigend. Ich gebe ja zu, dass ich auch schon mal ziemlich weit weg war und dabei so einiges erlebt habe (das ich an dieser Stelle nicht weiter beschreibe). Aber diese 3 Tage waren einfach nur Balsam für die Seele, und die Erinnerungen daran bleiben für ewig in meinem Herzen.
°illustrationen°:
°navigation auxilium°
… man könnte auch Navigationshilfe drauf sagen. Ab hier geht’s irgendwie weiter …