2018-07-13 – NSG Offenlandinsel Osterwald

2018-07-13 – NSG Offenlandinsel Osterwald

°descriptio°:

Schon schön auch, wenn mal endlich was fast nach Plan läuft. Unser 1. Besuch ließ uns nach unser Heimkehr direkt den nächsten, also diesen heutigen Tag für unser avisiertes Unterfangen in ernsthafte Erwägung ziehen. Denn trotzdem ich zwischenzeitlich weitreichende Recherchen hinsichtlich einer halbwegs zufriedenstellenden Nachthimmelfotografie unternahm, machte uns am 01. Juli die noch viel zu kurze Nacht und der noch vor Eintritt der Dunkelheit aufgehende Mond einen deutlichen Strich durch die Rechnung.

Das sollte heute anders werden.

Wir nahmen also den absolut zuverlässigen Mondkalender und die erfahrungsgemäß unzuverlässige Wettervorhersage zur Hilfe, um unsere Milchstraße heute nicht nur erahnen zu brauchen. Die sich seit den Morgenstunden entwickelte und beständige Quellbewölkung dämpfte jedoch unsere zielstrebigen Hoffnungen. Zumal wir durch widrige Umstände ohnehin empfanden, daß uns das Glück nicht hold sei. Denn die nachhaltigen Wirkungen der seit 1 Woche unermüdlichen Untersuchungen, die uns ein aus immer noch unerfindlichen Gründen auftretender Softwarefehler auf meiner Daddelkiste beschert hat, steckten noch tief im emotionalen Getriebekasten unseres zermarterten Nervenkostüms.

Aber so gegen 18 Uhr hat dann dann doch die Geilheit (das Gute) über die Resignation (das Böse) gesiegt und wir haben unser Wergzeug klargemacht. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und je näher wir unserem Ziel kamen, desto klarer wurde auch der Himmel. In den sauerländischen Gebirgsmassiven geht die Sonne insgesamt etwas eher unter und wir hatten nach unserer Ankunft gegen 21 Uhr wegen des nur noch spärlichen Restlichts nicht mehr viel Gelegenheit, die Fauna und Flora anschaulich zu entdecken und die dort wohnenden Trophäen einzusammeln. Zumal die Bewohner anscheinend wie ferngesteuert allesamt am fröhlichen Rudelpoppen teilnahmen. So ergab es sich glücklicherweise aber auch, daß bei der zuhause anschließenden Suche nach der gefundenen Art auch die präzise Geschlechtsbestimmung der Beteiligten möglich war. Andere Suchende hätten für den Einzelfundfall dann schon wieder mit Skalpell und Tupfer hantieren müssen, um den Herrn von der Dame zu trennen und verlässlich anhand einer molekularbiologischen Untersuchung oder – je nach Größe der Geschlechtsteile der Beteiligten – mit einem Radioelektronenmikrotelesthetoskop unterscheiden zu können.

Ich verspürte einen leichten Anflug von Reue, weil wir nicht zeitiger die Schuhe scharf gemacht haben. Und das mich umnachtende Gefühl behinderte mich in meiner Denk- und Handlungsweise. Was anfangs zu eklatanten Fehlern bei der Abbildung einer Igelfliege und dann beim Aufbau des Zeitrafferequickmänts führte. Die erste Sonnenuntergangssequenz ist für die Tonne weil ich den Stativkopf nicht fest angeschraubt hatte und die Kamera deshalb einge(k)nickt ist.

Mit zunehmender Dunkelheit wurde ich deutlich aktiver und experimentierfreudiger und souveräner im Umgang mit meinem mich zuweil dann doch schon mal überfordernden Equickmänts. Während das Schatzi mangels erfreulicher Ergebnisse ihre Experimente mit dem Nachthimmel schußendlich aufgab und sich aufgrund der abgekühlten Lufttemperatur in den Fahrgastraum des Panzers zurückzog. Was wohl auch ursächlich mit meinen unbedarft unbedachten Handlungsaktivitäten zusammenhängen musste. Ich Vollhorst hatte ein Thema mit der von mir getesteten Synchronisation von 2 Blitzgeräten. Ich Trottel sollte wohl besser immer vorher die Bedienungsanleitungen studieren. Bei den unsäglichen und erfolglos gebliebenen Versuchen saßen wir in trauter Zweisamkeit auf der Bank, genossen zunächst die unglaubliche Stille die uns umgab und das sagenhaft herrliche Sternenlicht und vor allem die deutlich sichtbare Milchstraße, deren zartes Lichtband sich faszinierend über uns spannte. Der Mars erhob sich rot leuchtend am südlichen Horizont und rannte immer höher steigend und immer heller werdend nach Westen, bis er wie ein Stern leuchtete. Der Saturn war schon in der Dämmerung als erster Anwesender Himmelskörper deutlich sichtbar, verschwand dann aber hinter dem westlichen Horizont, um dem Mars den Auftritt zu gönnen.

Und dann hatte ich sie dabei versehentlich geblitzdingst.

Sie nahm den Umstand ihrer plötzlichen Blindheit gelassen und  flüchtete kommentarlos ins Auto um dort verständig und geduldig auszuharren, bis ich mein Gehampel aufgrund des sich erstaunlich schnell entwickelnden Dunstes dann ebenfalls zwangsläufig bereit war abzubrechen.


°loco°


°ego sententiam°

Über (miß)gelungene Fotos läßt sich immer streiten. Ich habe nun mal nicht das allgemein für Nachthimmelaufnahmen als erforderlich angesehene Equickmänt. Wohingegen das Schatzi mit ihrer irren optischen!! Brennweite von mehr als 1400 mm Mars, Jupiter, Saturn und andere von uns mittlerweile ausgemachte Objekte fangen konnte. Ich schaue mir ihre Fotos fassungslos und ehrfürchtig an. Mit den kleinen Knipskisten sind unglaubliche Resultate zu erzielen. Da muss man kein Teleskop mehr mitzergeIn. Das geht mittlerweile auch so…

Das Schatzi hat nur wegen der vergangenen 2 körperlich etwas anstrengenderen Tage deutlich mehr wie üblich geschwächelt. Nur ich habe von dem heutigen Gerödel Muskelkater bekommen.

Was uns beide aber nicht unglücklich werden ließ. Der unverschleierte Blick auf unseren traumhaft schönen Sternenhimmel ist das alles mehr als nur wert.


°illustrationen°:


°movere imaginibus°

Für sowas muss man erst ein Zeitgefühl bekommen. Dann die Erfahrung durch Wiederholung. Wobei das mit den Wiederholungen ziemlich witterungsabhängig ist und somit nicht wirklich wägbar. Ich bin schon froh, dass ich das überhaupt einigermaßen hinbekommen habe. Ich werde älter. Und hoffentlich dabei auch etwas besser.


°navigation auxilium°

… man könnte auch Navigationshilfe drauf sagen. Ab hier geht’s irgendwie weiter …


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