2020-04-27 – NSG Halde Pluto-Wilhelm HER-Wanne

2020-04-27 – NSG Halde Pluto-Wilhelm HER-Wanne

°descriptio°:

Keine Chance, die gestern verbummelte Augenmuschel der K-7 am Hafen Herten wiederzufinden. Noch ärgerlicher ist die Tatsache, dass der Händler, der die letztes Jahr für 11 Taler aus England verschickt hat, jetzt 37 Taler dafür haben will. Kann sein, das liegt am Ausstieg der Tommies aus der EU. Die müssen da wohl jetzt irgendwie irgendwas ausgleichen.

Wegen meiner Doofheit hab ich dann vorsichtshalber nur kleines Besteck gepackt und den Drahtesel gesattelt, um mal auf Pluto Auge zu machen, wie weit die denn wohl sind mit der Begrünung der westlichen Abraumhalde.

Ich war schon ziemlich lange nicht mehr hier. Der heutige Besuch sollte auch nur zur Bestandsaufnahme dienen und keinesfalls zur Trophäenjagd eskalieren. Wobei es mir schon Recht gewesen wäre, wenn ich hier einer üppigen Auswahl von Trophäen begegnet wäre. Doch die Erfahrungen aus der Vergangenheit liessen zunächst keine derartige Hoffnung in mir aufkeimen. Ich wollte einfach nur wissen, wie sich das hier in der Zwischenzeit entwickelt hat. Reine Neugierde trieb mich an.

Überrascht war ich nicht über das, was hier das Ergebnis der Planung war.

Der Westhügel, also die eigentliche Abraumhalde von Pluto, wurde schon länger begehbar gemacht. Das Areal wird durch einen einzigen darüberführenden Weg geteilt.

Die Nordfläche ist bereits aufwändig bepflanzt worden. Das muss richtig teuer gewesen sein.

Die Südfläche wurde weitestgehend mit einer atemberaubenden Artenvielfalt von wunderschön drapierten und mit graubraun, schwarzbraun, grauschwarz, hellbraun, ockergelb, rotgelb, dunkelrot, aschgrau gefärbten Abraum- und anderen kleinen und großen Bruchsteinen belegt.

Es bietet sich dem geneigten Betrachter ein stimmungsvoller Anblick, der Assoziationen zum Thema des insgesamt omnipräsent ausgewiesenen Museums der Republik weckt.

Als Besucher solcher vom Kultur- oder eher doch vom Bauamt gut gemeinten weil in dieser Region hochgelobten und noch höher geförderten Freilichtmuseen bekommt man nachhaltig den Eindruck vermittelt, dass es sich bei jeder dieser aufwändig inszenierten Installationen um etwas ganz Großes, etwas ganz Besonderes, etwas ganz Aussergewöhnliches handeln muss.

Der Eindruck verstärkt sich, wenn man weiter geht.

Dazu mehr an anderer Stelle, die ich heute auch besucht hatte …

Der östliche Hügel, auf dem die Ausichtsplattform steht, musste ja schnellstens fertiggestellt und als NSG ausgewiesen werden, damit keiner mehr auf die Idee kommt, in dem Haufen rum zu buddeln um dann festzustellen, dass dessen Basismaterial aus einem toxisch nicht gerade unbedenklichen Gemisch von Abraum, Giftschlamm und anderen ansonsten nur schwer bis gar nicht zu beseitigenden Zutaten besteht, für deren versehentlich stillgeschwiegene Endlagerung vor allem die RAG und der olle Becker gemeinschaftlich verantwortlich sind.

Wenn man die dafür auch mal verantwortlich machen würde.

Was niemand machen wird, weil die Arschlöcher von allen wichtigen Seiten korrupt gedeckt werden. Nach erfolgreicher Begrünung besteht mittlerweile ohnehin kein Bedarf nach Aufklärung mehr. Weil: läuft ja alles. Und sogar prima. Wie geplant.

Eine Wohnbebauung in unmittelbarer Nähe eines NSG ist wird hier keine Option sein und somit fällt eine risikobehaftete Gefährdung von Anwohnern nicht ins Gewicht. Und der forensische Knast im Süden der Halde auf dem ehemaligen Püttstandort hat dicke Mauern. Da kommt so schnell auch nichts durch. Ausserdem interessiert es keinen, wenn so’n Knacki mal schlecht zurecht ist. Das sind Straftäter. Die sind so..

Der Westhügel – unter dem vermutlich auch nichts anderes oder sogar noch schlimmeres liegt als unter dem Osthügel – wurde mittlerweile auch komplett mit Geröll und Schutt und Erdmassen aufgeschüttet und mit Folie abgedeckt damit nix durchstinkt. Dafür sorgt dann auch eine üppige nachträgliche künstliche Begrünung, die dank der hochmotoivierten beamteten Biologen mit äusserster Sorgfalt, einfühlsamer Akribie, präzisem Plan und nach einem ganz bestimmten und dem geneigten Betrachter sich nicht immer ganz vollständig erschließenden System vorgenommen wurde. An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich auch keine Ahnung habe und von solchen unterirdisch anmutenden Dingen besser die Finger lasse. Bei mir auf’m BallKong haben es die Blümchen ja schon schwer genug.

Bis das ganze Grünzeug auf der Halde dann auch mal an- und hochgewachsen ist, dauert natürlich noch ein paar Jahre. Vielleicht kommen die passenden Bewohner und Besucher schon etwas eher. Wenn man aber bedenkt, dass allein die Pflege des Areals völlig planlos am Ziel vorbeischießt, hab ich keine große Hoffnung, dass sich hier bei den Neuanpflanzungen entsprechende Mietinteressenten einfinden werden, um Leben und Bewegung in die Angelegenheit zu bringen.

Aber der Weg ist ja das Ziel.

Und letztendlich ist das mittlerweile auch scheißegal, was die da vergraben haben. Wenn das Zeug irgendwann mal zum Problem werden sollte, leben die Verantwortlichen nicht mehr. Und deren Kinder oder Kindeskinder werden zudem auch noch durch andere Einflüsse krank und dahingerafft. Da kommt das auf eine Giftmüllhalde mehr oder weniger auch nicht mehr drauf an.

Das ist traurig.

Aber leider wahr.


°loco°


°ego sententiam°

So einfach kann das sein, wenn man im großen Stil seine Scheiße wegschmeißen möchte, aber das Zeug unbequeme Fragen aufkommen lassen könnte, wenn man das offiziell verscharren müsste. Ausserdem findet man so schlecht die geeigneten Flächen in unmittelbarer Reichweite, auf denen man von höchster Stelle genehmigt mal eben schnell abkippen kann.

Also wird der Plunder mit dem Dreck von Untertage gemischt und mit Erde abgedeckt. Und weil dann auch was drüber wächst, freuen sich alle. Und damit niemand auf die Idee kommt, da mal etwas tiefer zu stechen und womöglich Bodenproben zu entnehmen, schützt die Ausweisung als NSG sämtliche ungewollten Zugriffe.

Aber ein NSG geht anders.

Da nützt das nix, wenn man vergleichsweise viel Geld in die Hand nimmt und den Hügel bepflanzt. Die Gegend unterliegt mit der Ausweisung strengen Regeln, deren Einhaltung aber nicht kontrolliert und schon gar nicht durchgesetzt werden.

Hier herrscht banale Anarchie und jeder, der sich hier tummelt, meint, er könne machen was er will. Sie übrigens auch. Es habe ich heute nicht gesehen, wird sich aber auch da tummeln …

Und so kann jeder Köter frei laufen und ungehindert überall hin scheißen (und keiner macht das weg), Radfahrer können Fußgänger und Erdkröten über den Haufen fahren, Eltern zeigen ihren Kindern das Einfangen von ohnehin schon seltenen Insekten und keinen juckt es, was da ab geht.

Weil es egal ist.

Hauptsache das Schild steht da, damit keiner auf noch dümmere Gedanken kommt, die für die Betreiber gefährlich werden. Das NSG ist hier letztendlich nur ein Alibi für die Halde.

Naherholungsgebiet würde vielleicht schon eher passen. Aber nur in dem Sinne, dass Herrchen und Frauchen und Dingschen nicht weit laufen müssen, damit Fiffi überall fein AA machen kann.

Hier wär’s wirklich gesünder und erholsamer, wenn der Giftmüll nicht hier liegen würde …

°supplementum°

Was nachzutragen ist unnötig.


°illustrationen°:


°navigation auxilium°

… man könnte auch Navigationshilfe drauf sagen. Ab hier geht’s irgendwie weiter …


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