2020-07-14 – Komet Neowise

2020-07-14 – Komet Neowise

°descriptio°:

Er heißt wissenschaftlich und somit offiziell C/2020 F3 und wurde im Vorfeld in den populären Medien aufgund seiner Entdeckung am 27.03.2020 durch das Near-Earth Object Wide-field Infrared Survey Explorer (NEOWISE) nach eben diesem Weltraum-Teleskop so benannt.

Informations-Quellen finden

Den reißerischen Beiträgen der Regenbogenpresse sollte man ja – wie bei Covid19 – ohnehin keine weitere Beachtung schenken. Dort wurden wie üblich an Stelle von interessanten Fakten vorzüglich die Wahrscheinlichkeit einer Kollision mit unserem Heimatplaneten postuliert. Lustig zu lesen war auch immer wieder, dass der Komet „neu“ sei (obwohl der ca. 4,8 Milliarden Jahre alt ist). Für die Erde selbst ist der also nicht neu. Der kommt – wie alle anderen gleichartigen Himmelskörper aus den (vom Menschen erdachten) Anfängen des Universums – auf seiner riesigen eliptischen Bahn etwa alle 4.000 bis 6.000 Jahre (Genaues weiss man aber nicht) hier in einer Entfernung von vermutlich rund 103 Millionen Kilometern vorbei geflogen und rauscht dann wieder ab in die noch nicht bewiesene Unendlichkeit des Alls.

Erdgeschichtlich gesehen ist das momentane Ereignis für uns Menschen natürlich ein neuartiges Schauspiel, weil man vor 4.000 Jahren – und vermutlich auch davor – möglicherweise nicht im Besitz von heutigen Technologien zur intensiven und weitreichenden Himmelsbeobachtung war und man sich damals wohl auch mehr auf die seinerzeit präsenten „Lehrer“ fokussierte, die die menschliche Spezies dahin geführt hatte, wo sie sich heute wiederfindet. Aber der Komet ist nicht neu. Warum schreiben die scheinbar unlektorierten Hilfsautoren in den Sozialhilfepublikationen immer nur so’n geistigen Dünnschiß …?

Wollen die das gemeine Volk bewusst mit ihrer unsäglichen Gehirnwäsche noch weiter verdummen als es jetzt schon der Fall ist?

Der Informationsfluss zum aus dem ansonsten harmlosen Corona-Virenstamm angeblich selbsttätig mutierten Virus SARS-CoV-2 ist „landläufig“ und vor allem unter tatkräftiger Mithilfe der populären Medien nur auf den von den meisten Schwachköpfen auf den blödsinnig reduzierten und für sie damit einfach aber dennoch (bewusst?) irreführend zu merkenden Begriff „Corona“ kommuniziert, aber die verursachende Lungenerkrankung beim Menschen aufgrund seiner augenscheinlich pandemisch wirkenden Infektionsgefahr offiziell als Covid-19 zu bezeichnen, ist durchaus vergleichbar mit der zweifelhaft anmutenden Berichterstattung und den damit zwischenzeitlich veröffentlichten Bilddokumenten zu den vermeintlichen Sichtungen zum Kometen.

Ich gebe zu, das war ein schwieriger Satz, der zum Nochmallesen anregt …

Die wissenschaftlich fundierten Quellen sind – sowohl beim Kometen als auch bei SARS-CoV-2 – für einen Laien wie mich reichlich schwer verdauliche Kost. Ich wollte mich nur schlau darüber machen, wann und wo der Komet am Nachthimmel wohl am ehesten zu sehen sei. Denn einem Laien das mit möglichst einfachen und verständlichen Worten und möglichst ohne Verwendung von lateinischem Kauderwelsch zu erklären, scheint den abgehobenen Akademikern wohl unter ihrer Würde. Und wie so oft sind auch die geleerten Gelehrten sich selbst nicht immer einig über die Herkunft, die Wirkung und den Verlauf derartiger Phänomene, die keine sind.

Glaube nicht, was Du nicht selbst gesehen hast

Mir kamen die bereits veröffentlichten Fotos des Kometen irgendwie zu perfekt vor. Auch mit einer Vollformatkamera wird man es nicht schaffen, die zum Zeitpunkt der Aufnahme vorherrschende Bewölkung und den Dunst zu durchdringen. Eine solche Kamera wird es auch nicht trotz ihrer exklusiven Preisklasse und auch nicht zusammen mit einem entsprechenden Objektiv ermöglichen, die Flugbahn, die Schweifrichtung und die Höhe über Horizont aufzuhübschen. Ich wollte mich eigentlich aufgrund des für mich zunächst aussichtslos erscheinenden Vorhabens an den von anderen gemachten Fotos erfreuen, hatte aber während meiner Recherchen dann doch Zweifel an der Authentizität der gezeigten Bilder.

So blieb mir also nur, meiner inneren Stimme zu lauschen und meinem Instinkt zu folgen, um mich selbst von der Sichtbarkeit des für mich in meinem Leben einmalig erscheinenden Himmelsereignisses zu überzeugen. Zumal die Aktion naturgemäß einzig mit den dafür passenden Bedingungen erfolgversprechend sein konnte. Aufgrund der angegebenen Position knapp über dem Horizont in NNW hätten schon kleinste Wolken und leichter Dunst die Sicht auf den ko(s)mischen Besucher versperrt. Und Kälte und Wind den nächtlichen Aufenthalt auf der möglichst hoch gelegenen Beobachtungswarte nicht gerade zu einer appetitlichen Tortentour werden lassen.

Beobachtungswarte finden

Auf dem residenzialischen Freusitz in der Komfortzone zu warten bis der Schäff mal eben zur staunenden Ansicht des geneigten Betrachters vorbeihuscht, schied definitiv aus. Ich musste mich an den Gedanken gewöhnen, tatsächlich dann doch mal etwas aktiver zu werden.

Während meiner Überlegungen der letzten Tage und dem ständigen Abgleich mit dem aufgrund der Klimakrise seit Jahren nur sehr unzuverlässig vorhergesagtem Wetter hatte ich dann auch zwei Ansitzwarten in die engere Wahl gezogen.

Die Hürfeldhalde erschien mir aufgrund der exponierten Lage ausserhalb des von überflüssigen Nachtlichts verseuchten Museums der Republik als erste Wahl. Aber ich wusste auch, dass ich dort (hoffentlich) nur den Kometen selbst, nicht aber einen dekorativen Vordergrund finden werde.

Alternativ schien das näher aber deutlich höher gelegene Horizontobservatorium auf der Halde Hoherward mein Favorit werden zu wollen. Weil Hoherward den Vorteil bot, dass dort mit den Monster-Stahlbögen und dem niedlichen Obelisken die zum Thema passenden Vordergrundmotive zu finden sind.

Vorbereitungen

Um zügig an die nah gelegenen Orte meiner Begehrlichkeit zu gelangen hatte ich letzte Woche das von Janine „geerbte“ Fahrrad auf meine Bedürfnisse getrimmt. Mit den kleinen Optimierungen der Sattelhöhe, Sitzkomfort, Lenkerhöhe, anderen Pedalen und einem Gepäckträger habe ich mir die unschätzbare Möglichkeit erschlossen, das zum Zeitpunkt meines heutigen Ausritts gemessene Gesamtgewicht von ca. 135 kg mit der 21-Gang-Kettenschaltung lässig über ebenen Grund fortzubewegen.

Davon entfallen etwa 35 kg auf den Esel mit fast leerer Packtasche und Stativ, mitterweile wieder etwa 86 kg auf das Reitergewicht, und um die 14 kg auf die neu angeschaffte und deutlich komfortabler zu tragende (und natürlich immer voll bestückte) Objektivweste und den Rucksack mit dem Kleinkram (Türstopper, Klappstuhl, kleines Stativ).

So war der Plan.

Am vergangenen Wochenende war die Erscheinung des Kometen als „sehr wahrscheinlich sichtbar“ eingestuft worden. Jedoch scheiterte das Vorhaben an der Witterung bzw. aufkommender nächtlicher Bewölkung.

Aufstieg

Am Vortag des Events hatte ich mir relativ spät ein paar Häppchen mit Leberwurst und Esrom auf den Teller und dann, meinem Instinkt folgend, mich ins Bett gelegt. Gegen 22:30 Uhr dann erwacht und es war immer noch hell draussen. Aber die einsetzende Dunkelheit nahm rasch zu, der Wind und die Wolken ab und ich das schon in weiser Voraussicht vorbereitete Gepäck, um den Esel zu satteln. Die Aussentemperatur blieb mit knapp 16°C angenehm erträglich.

Weil es für mein Vorhaben aber schon wieder fast zu dunkel war, um das Ziel noch rechtzeitig in der Dämmerung zu erreichen, packte ich meinen Plunder in den Panzer und überlegte auch gar nicht lange, ob nun Hürfeld oder Hoherward. Die Zeit sass mir im Nacken und die Anfahrt nach Hürfeld wäre deshalb unverhältnismässig weit gewesen.

Also auf nach Hoherward.

Ich war ja wegen der Geländefähigkeit des Esels sehr zuversichtlich. Mein Optimismus wurde aber schon nach der vierten von insgesamt 11 Kehren (an 12 Steigungen zur Überwindung der etwa 100 Höhenmeter) etwas getrübt, als ich trotz der größtmöglichen Getriebeuntersetzung keuchend mitten auf der 4. Steigung das erste Mal anhalten musste um zu verschnaufen.

2020-07-14 - ein nur 1.312 Meter langer Aufstieg mit 135 kg Gesamtgewicht auf die Halde Hohewardt zum Obelisk, der auf dem 100 Meter hohen Haldenplateau installiert wurde.
2020-07-14 – ein nur 1.312 Meter langer Aufstieg mit 135 kg Gesamtgewicht auf die Halde Hoherward zum Obelisk, der auf dem 100 Meter hohen Haldenplateau installiert wurde.

Du bist nur etwas aus’m Training und beim Gepäck warste auch nur sicherheitshalber etwas vorausschauender …, versuchte ich mir selbstmotivierend einzureden, während die auf 180 bpm gepimpte Pumpe zusammen mit der Lunge aus meiner mittlerweile silbergraubehaarten Brust springen wollte. Ich erinnerte mich dann schon wieder und fast wehmütig an meine ersten Wochen in der Turnhalle, als ich mich auf dem Ergositzdings und dem Rudergerät bis an die Grenzen meinerselbst gebracht und damit natürlich auch mein Gewicht und die Leibesfülle innerhalb erstaunlich kurzer Zeit wieder auf ein vernünftiges Maß reduziert hatte.

Den (für mich) beschwerlichen Aufstieg musste ich dann mangels Kondition tatsächlich doch mit 3 Zigarettenpausen vollziehen. Oben auf dem Plateau des Obelisken angelangt konnte ich die schemenhaften Umrisse eines tapferen aber offensichtlich fußläufigen Mitstreiters ausmachen und gesellte mich möglichst unauffällig wirkend zu ihm. Er hatte Verständnis dafür, dass ich mich nicht direkt sofort mit wahrnehmbarer Sprache artikulieren konnte, weil er selbst vorher „mal eben“ die 529 mehr oder weniger regelmäßig angelegten Stufen der „Himmelsleiter“ empor gekraxelt ist und die Symptome deshalb kennt. Als ich dann nach knapp ’ner Viertelstunde wieder in der Lage war normal zu atmen, fiel mir die Kommunikation dann auch viel leichter.

Aufenthalt

Nicht ins Sauerstoffzelt des Notarztes aber mit dem freundlichen Hobbyknipser ins nette Gespräch gekommen erfuhr ich einige interessante Dinge aus dem Genre der Nachthimmelfotografie und den Knipskisten, mit denen er sich u. a. vorzüglich beschäftigt. Er zeigte mir bereitwillig sein vorbildliches weil verhältnismäßig übersichtlich gehaltenes Equickmänt und die Ergebnisse. Mit einer Sony A7 II Vollformatkiste kann man schon tolle Dinge hinbekommen. Und ’ne Menge Schnickschnack hat die auch an Bord, die andere – wie ich – im Rucksack mitschleppen müssen. Wer’s braucht…

Solche Ergebnisse hatte ich schon mit meiner alten analogen RICOH Spiegelreflex mit nem KODAK 400er ASA Rollfilm hinbekommen. Mit dem Unterschied, dass es damals für mich keinen Kometen gab und die analoge Knipskiste auch keine Astronachführung hatte…

Meine erste Frage galt natürlich der aktuellen Sichtbarkeit des Kometen. Ich konnte den aufgrund der Blendwirkung der – obwohl im Rücken liegenden – taghell erleuchteten Industrieanlagen (STEAG-Kraftwerk, AGR-Müllverbrennungsanlage u. a.) gar nicht sofort und direkt erkennen und war um die navigatorische Hilfe des freundlichen Herrn sehr dankbar. Er zeigte mir auch ein Foto vom Objekt der gemeinsamen Begierde, das er zum Zeitpunkt der späten Dämmerung – also noch lange VOR meiner Landung – machen konnte. Ich bin schon wieder zu spät, so dachte ich nur, und hätte zu den vorab gesehenen Fotos aus anderen Quellen beinahe doch meine Meinung revidieren müssen. Hab ich aber aus für mich gutem Grund nicht getan: aus Trotz.

Jetzt war ich da und auch mal dran und hab dann mal meinen antiquarischen Plunder aufgebaut. Das wird schon irgendwie was werden.

Als ich dann auch den Kometen mit blossem Auge erkennen konnte (und der war wirklich nur sehr schwer zu sichten) um dann das erste Bild von dem zu machen, waren die Strapazen des Aufstiegs wie nie gewesen. So muss sich einer fühlen, der mühsam einen Berg hochklettert und dann völlig erschöpft und fast dem Tode nah mit einer sensationellen Aussicht belohnt wird. Aber Berge werde ich garantiert nicht mehr – weder zu Fuß noch mit dem Fahrrad – hochklettern, um von dort aus zu knipsen. Nicht mit der derzeitigen Masse von Mensch und Material. Ausserdem sind die dafür geeigneten echten Berge ohnehin viel zu weit vom musealen Residenzia entfernt.


°loco°

Siehe auch Bildschirmfoto oben (Quelle: Google Earth mit von mir nachträglich rot eingezeichnetem Routenverlauf)


°ego sententiam°

Mein Interesse an der Nachthimmelfotografie ist ja eigentlich schon deutlich ausgeprägt.

Allein mir fehlt es an zwei entscheidenden Faktoren: das lichtstarke und rauscharme Equickmänt und natürlich die nicht lichtverschmutzte Umgebung.

Aus beidem wird nichts (mehr) werden.

In diesem Fall bzw. Genre reicht meine eigene Begeisterung für mich also völlig aus.

Ich will meine Bilder ohnehin nur als (schöne) Erinnerung sehen. Und keinen Preis damit gewinnen wollen.

Somit bleibt es für mich dabei: lieber ein verrauschtes als gar kein Foto.


°supplementum°

2020-07-15 – Wetteränderung

Nachdem ich von meinem nächtlichen Ausflug heimkehrte, habe ich mich so gegen 6 Uhr tatsächlich mal zufrieden und glücklich in die stabile horizontale Seitenlage begeben.

Gegen Mittag erwachte ich und nahm nicht überrascht zur Kenntnis, dass der Himmel bereits starkt bewölkt war und es im Verlauf des Nachmittages dann auch anfing zu regnen.

Also endlich mal was richtig gemacht.

2020-07-15 – Nachbearbeitung
Teil 1 – die Bildsequenz aus der K-01 als Strichspurbild

Die Aufgabe für den gestrigen Tag war bestimmt durch die erforderlichen Bildkorrekturen und die Konvertierung in das nicht ganz so üppige JPEG-Format, um den Datenumfang der Sequenz für das Strichspurbild und den Zeitrafferfilm rechnerverträglich aufzubereiten.

Jetzt gilt es, den Stapel von 992 Einzelbildern in PS als Ebenen zu laden, um als erstes Ergebnis das Sternenspurbild zu bekommen. Auch das dauert wieder ’ne halbe Ewigkeit…

Den Bildstapel von (mehr oder weniger) störenden Positionslichtern, Autoscheinwerfern !! – wie, bitte, kommen die auf die Halde ?!, Fahrradleuchten und anderen temporär auf den Einzelbildern erscheinenden Lichtquellen zu bereinigen, erscheint mangels üppiger Rechnerkapazität als aussichtslos.

Ich werde das erste Ergebnis des rohen Sternenspurbildes deshalb unbereinigt so belassen.

Interessant bei meiner Suche nach und Filterung der Quellen war die Entdeckung von zwei Einzelbildern, die jeweils schräg unterhalb des Polarsterns zwei deutliche helle aber nur einmalig auftretende Lichtpunkte zeigen, die vermutlich NICHT von Satelliten herrühren, sondern aufgrund des auf dem Einzelbild unzweifelhaft erkennbaren Schweifs vermutlich zwei große Sternschnuppen waren, die bei dem Intervall von 10 Sekunden und einer Belichtungszeit von 6 Sekunden nur zufällig aber leider nicht „vollständig“ abgebildet werden konnten.

Als zweites Ergebnis sollen dynamisch wirkende Strichspuren den Bildcharakter ändern.

Die im Verlauf der Sequenz entstandenen Lichtveränderungen wird man dann im Einzelnen wohl ansatzweise im Zeitraffer nachvollziehen können.

Was man bei dem Sternenspurbild NICHT erkennen wird, ist der Komet. Dafür war der einfach nur zu lichtschwach und ist auch nur auf den mit der antiken K-7 gemachten separaten Einzelfotos gerade eben noch so erkennbar.

Teil 2 – Zeitrafferfilm

Den Zeitraffer in seiner „originalen“ Länge zu sehen, wird mangels Aufsehen erregender Ereignisse dann wohl doch langweilig. Ich habe mich entschlossen, die Sequenz etwas zu „beschleunigen“. Musste aber feststellen, dass einige Details, die ich durch mehrmaliges Nacharbeiten bemerkt hatte, dabei verloren gegangen sind. Was dem geneigten Betrachter auch nur dann auffallen würde, wenn dieser wüsste worum es sich da geht …


°illustrationen°:


°movere imaginibus°



°navigation auxilium°

… man könnte auch Navigationshilfe drauf sagen. Ab hier geht’s irgendwie weiter …


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