2024-11-03 – Rätselraten in Herne

2024-11-03 – Rätselraten in Herne

 

°descriptio°

 

Mit Interesse habe ich das Bestreben einiger Hersteller – allen voran Pentax mit der K-3 Monochrom – verfolgt, interessierten Nutzern die Möglichkeit zu eröffnen, ECHTE Monochrom-Fotos anzufertigen. Die Technik scheint aufwändig zu sein. Sonst würde die monochrome Knipskiste von Pentax ja auch nicht 2.500 Taler kosten.

Es hat sich dann auch mal ein versierter Knipskistendompteur drangemacht, die Bildresultate aus einer K-3 Monochrome mit den Farbbildern einer Sony Alpha (die mit der kamerainternen Software auf monochrom getrimmt wurden) zu vergleichen. Für Pixelpeeper und diejenigen, die großformatige FineArt Ausdrucke benötigen, sind die Unterschiede deutlich sichtbar. Auch im Kleinformat erkennt das interessierte Auge die eklatanten Unterschiede, die die Existenz der K-3 Monochrom rechtfertigen. Während die auf s/w getrimmten Bilder der Sony (die von Haus aus ungeschlagene Farbfotos produziert) wolkig, also in den Graustufenbreichen nicht homogen flächig wirken, liefert die Pentax unfassbar gute Graustufenbilder ab und ist damit der überzeugende Gewinner in diesem spektakulären Vergleich.

Graustufen-Fotografie ist ja seit Anbeginn der Fotografie die Mutter aller Bilder. Farbe wurde dann knapp 100 Jahre später eingeführt. Seit etwa 1935 konnten Betuchte mit sündhaft teuren Farbfilmen abbilden. Im Verlauf der Geschichte verlor der s/w-Film kommerziell an Bedeutung und mit Einführung der Digital-Fotografie der Negativ-Film sowieso. Liebhaber und Enthusiasten haben aber den s/w-Film weiter gepflegt. Nicht zuletzt wegen der relativ einfachen Möglichkeit, so einen Film auch in der heimischen Dunkelkellerkammer entwickeln zu können. Mir persönlich hätte das Rumgematsche mit stinkenden Entwicklungsflüssigkeiten nicht in mein Weltbild gepasst. Ich steh mehr so auf Möbelrestaurationen und damit einhergehende Abbeizer- und Aceton-Orgien.

Wissende Fotografen behaupten nunmehr (zu Recht), dass aufgrund der enomen Bilderflut, die hauptsächlich durch Smartphone-Knipsen entstehen (es wird vorsichtig geschätzt, dass jede Minute mehrere Milliarden Fotos ins Internetz geladen werden), die Fotografie als solche die eigentliche Bedeutung nicht mehr hat.

Die eigentliche Bedeutung der Fotografie ist, oder war zumindest, die zeitgenössische Dokumentation. Ein Foto ist ein Dokument. Oder war es zumindest, bis die KI erfunden wurde (die auch nur mit dem Verstand der breiten Masse gefüttert ist und mir auch nur DESHALB Sorge bereitet).

Was für die ambitionierten und enthusiastischen Lichtbildner zum Anlass genommen wird, sich wieder auf den eigentlichen Sinn und Zweck der Fotografie zu besinnen. Mit modernen Mitteln zwar (wie die K-3 Monochrom), und vor allem mit einem anderen Blick auf das Motiv. Denn nicht jeder Knipskistendompteur kann sein Motiv vorher in s/w sehen, denken und dahingehend eine Bildkomposition ausrichten. Die Strassenknipser, die in die Fußstapfen der seinerzeit ganz Großen treten wollen, bleiben bei der Betrachtung der Dinge mal aussen vor. Wobei Straßenfotografie möglicherweise durchaus seinen Reiz haben kann, sofern man zur richtigen Zeit am richtigen Ort das richtige Motiv vor der Linse hat.

Und weil nun die schweren Kaliber unter den Fotografen die Weisheiten über die s/w-Fotografie manifestiert haben, nahm ich das mal als Herausforderung an und wollte mich auch mal in dieser Richtung versuchen.

Natürlich NICHT mit einer K-3 Monochrom. Aber schon doch als mächtig stolzer Besitzer einer gebrauchten und vergleichsweise günstig geschossenen K-3 III. Nun weiss auch jeder Laie, dass die Kamera allein keine guten Bilder macht. Man braucht noch ein passendes und möglichst hochwertiges Objektiv, um eine gute Bildqualität zu erhalten (Smartphoneknipser werden diese Weisheit penetrant ignorieren und die Welt weiterhin mit einfach nur überflüssigen Katzen-, appetitzügelnden Esstisch- und langweiligen Selbstbildern zumüllen).

Mit einer guten Bildqualität hat man aber noch lange kein gutes Foto in der Hand.

Ein Weiser brachte es auf den Punkt: ein gutes Bild ist dann gut, wenn man länger als 2 Sekunden draufguckt.

Nun denn. Soweit will ich nicht gehen, um anderen Leuten etwas abzuverlangen, nur um mich selbst zu bestätigen um mich dann selbst beweihräuchern zu können. Hat NIEMAND was davon.

Es ging heute also erstmal nur um einen Feldversuch. Die Trockenübungen habe ich in der Höhle gemacht. Eigentlich sollte ich ja mehr sportliche Bewegung betreiben. Denn wer rastet, der rostet, so pflegte meine Mama meinem Papa immer zu sagen und schickte den mindestens 3x am Tag in den DIVI, weil sie angeblich was vergessen hat einzuholen. Und so hievte sich dann der Paps aus dem Sofa, kletterte artig in den Keller, zog sich seine Schuhe an, ging durch die Kellerausgangstür und den Garagenhof über den DIVI-Parkplatz, kaufte im DIVI auf Geheiß ein und trat den Rückweg an. Der Weg war nicht weit, wie aus der Wegbeschreibung unschwer erkennbar ist. Das eingangs erwähnte Prozedre hat dann in umgekehrter Reihenfolge stattgefunden, und als er sich gerade wieder auf seiner geliebten Couchecke (die war aus Liebe bereits dermassen durchgesessen, dass jeder andere an der Stelle versunken wäre, aber Paps war ein großer Mann und hat gerne tief und bequem seinen Platz verteidigt…) niederlassen wollte, fiel der Mama noch ein, dass sie ja auch noch was anderes vergessen habe und er doch bitte eben noch mal in den DIVI huschen möge. Wie gesagt, täglich mindestens 3x das Ganze. Damit er nicht rostet, der Paps. Die Mama hat schon aufgepasst, dass es ihm nicht ZU bequem wird.

Das Fahrrad hatte ich wohlweislich für die schon länger avisierte Expedition auf Tauglichkeit gebracht, musst also nur eben das Kleingepäck laden und dann gings auch schon los. Erst mal in Richtung Umspannwerk. Was son richtiges Museum ist, hat auch draussen was zu bieten. Das nehmen wir uns dann mal als Erstes, so dachte ich euphorisch, weil es mir gar nicht anstrengend vorkam, den Gaul zu treten, um voran zu kommen. Gut, ja, bis zum Umspannwerk ist es tatsächlich nicht wirklich weit und bei DER kurzen Distanz wärs wirklich überraschend gewesen, wenn ich spätestens am Stadthafen ’n Rettungssani mit Sauerstoffzelt gebraucht hätte.

Aber der Tag fing ja erst an, auch wenn’s schon Mittag war.

Die Knipskiste habe ich mit der 100-Euro-Alutüte geladen. Eigentlich KEINE gute Idee, weil die Alutüte definitiv die schlechteste Abbildungsleistung aller meiner Objektive hat. Aber die hat mit 400-800 mm die längste Brennweite (allerdings mit f8-f16 auch die schwächste Lichtleistung). Und gepaart mit dem aufgepflanzten 1,4fach-Konverter kommt man damit schon ’n Stück weit. Also die Entfernungsreichweite ist gemeint.

Mir kam es also nicht auf die Bildqualität an. Sondern lediglich auf meine Fähigkeit, mit langer Brennweite zielführend auf das Motiv zu fokussieren um dann dabei auch noch ’n ansprechenden Blickwinkel zu finden, und das Ganze dann möglichst ohne Stativ und verwacklungsfrei. Die K-3 sollte es möglich machen. Hintergrund dieser Vorgehensweise war das Interesse an einem Pentax Telezoom. Das allerdings unerschwinglich für mich bleibt. Für ein gebrauchtes  HD Pentax-D FA 150-450mm F/4.5-5.6 ED DC AW rufen die in der Bucht sagenhafte 1.460 Taler auf. Verlockend ist so’n Teil aber trotzdem.

Als ich dann abends am Komposter mal’n Blick auf die Testtrophäen machte, sträubten sich mir wie erwartet die Haare.

Schwammige Unschärfe soweit das Auge das aushalten kann.

ABER:

Ich hab dann auch rausgefunden, dass es gar nicht mal so verkehrt ist, in Farbe zu knipsen. Denn ein Farbbild in monochrom zu konvertieren bedeutet NICHT auch gleich, die Farbinfos zu verlieren. Die sind halt nur nicht in Farbe sichtbar. Aber mit SÄMTLICHEN Farbreglereinstellungen kann man nach Herzenslust experimentieren und damit die Bildwirkung verändern. Allein DAS zählt in meinem Fall. Und nicht die ausserordentlichen Abbildungsfähigkeiten einer K-1 Monochrom. Ich wollte ja auch nicht anfangen, mit Kanonen auf Spatzen zu ballern. Mir reicht das Nachgefummel mit den Reglern. Die Abbildungsqualität der Alutüte gibt eh nix her, wovon man ins Schwärmen geraten könnte. Und weil ich mir kein tolles Tele leisten kann, beschränke ich zukünftig meine Bemühungen auf das 55-300 mit TK. Das soll reichen.


°loco°

Chronologisch:

  • Umspannwerk
  • Stadthafen
  • Kanalbrücke (Bochumer Straße)
  • Bahnhofstraße – Westring
  • Bahnhofstraße – Schloßpark Strünkede
  • Schloß Strünkede
  • Schloßpark Strünkede – Westring
  • Kreisverkehr Westring – Forellstraße
  • Gewerbegebiet Forellstraße/Westring
  • Kanalufer Südseite bis zum ehemaligen Hafen Herten an der BAB 43 -> ab da ist der Kanalweg gesperrt, weil die Autobahnbrücke da zusammengeschraubt wird

Über den Kanalweg dann hungrig zurück in die residenzialischen Gemächer

 


°ego sententiam°

Auf der letzten Etappe – am ehem. Hafen Herten mit Blick auf die marode BAB 43 Emschtertalbrücke – begegnete ich einem Gleichgesinnten. Der war auch mit ’ner Pentax (aber mit ’ner aktuellen K-1 II, also Vollformatknipse) unterwegs und hat zuhause sowieso ALLES nur von Pentax und auch andere Oldtimer in der Vitrine stehen.

Beeindruckend, so’n Ding mal in real zu sehen. Er selbst feiert aber unmißverständlich auf die K-3 III, so sagte er, ohne mein Werkzeug gesehen zu haben, also aus tiefer Überzeugung und nicht nur, um mich zu huldigen.

Nettes Gespräch dann auch über dies und das und wo man war und auch noch hin will und dabei dann auch noch so einige Lebensparallelen entdeckt.

Kalle hat mir seine Karte gegeben. Hat er sich machen lassen, weil ab und an macht er schon mal kostenlose Fotos von Leuten und/oder deren Hunden und dann hat man was, womit die Leute den Weg zu einem finden, so sagte er. Gute Idee, fand ich.

Und hab dem Kalle dann am Montag direkt ’ne E-Mail geschickt in der Hoffnung, er erinnert sich an mich.

Seitdem ich quasi als Solotänzer unterwegs bin, treibt es mich nur sehr selten raus, weils einfach zu langweilig ist, alleine irgendwo rumzurutschen und nicht gemeinsam über sich selbst lachen (oder manchmal, wenn da einer durchs Bild hopst, auch weinen) zu können.

Kalle hat sich bislang nicht gemeldet. Vielleicht kommt da noch was. Wär schon schön, wie ich finde.

 

°supplementum°

Das soll heute der erste Teil eines Experiments sein, um die Möglichkeiten für s/w-Fotografie auszuloten. Sofern es später andere Expeditionen mit dem gleichen Zweck geben sollte, finden die HIER an dieser Stelle natürlich KEINE ergänzende Funktion.


°illustrationen°:



°navigation auxilium°

… man könnte auch Navigationshilfe drauf sagen. Ab hier geht’s irgendwie weiter …


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