°descriptio°
In 2016 war hier die Welt noch in ansehnlicher und interessanter Unordnung.
Heute haben die Landschaftsplaner sichtbare Veränderungen herbeigeführt, um das Areal zu einem denkwürdigen Naherholungsgebiet mit speziellem Ambiente umzugestalten. Man muss den Schrott, der hier planlos rumliegt, schon mögen, um sich wohlzufühlen.
Mir persönlich ist die Art und Weise, wie hier gestaltet wurde, dann aber doch etwas zu schlicht.
Was vielleicht daran liegt, dass lediglich mal wieder nur der Kommerz an erster Stelle steht, wenn die eigentlich abrissreifen Buden wieder nutzbar hergerichtet werden. Was nicht wirklich schön gemacht wurde. Aber Hauptsache ist, dem gemeinen Pöbel ausreichend Platz zum Feiern und ’n paar Gewerbetreibenden ein vermeintlich schickes Ambiente zur fragwürdigen Selbstdarstellung zu bieten. Auch ’ne Muckibude hat sich angesiedelt.
Und im Vorgarten der Anlage stehen Fitnessgeräte (die so stabil gebaut sind, dass die nicht vandalisierbar sind).
Die Erhaltung der Gesundheit der Besucher steht hier also auch im Vordergrund.
Wobei man während der aktiven Zeiten dieses Pütts keinesfalls mal an sowas gedacht hat. Aber darüber findet sich hier kein nennenswerter Hinweis. Lediglich die optimistisch anmutende und vermutlich auch nicht wirklich zutreffende Zahl von 4.000 Zwangsarbeitern (das waren mit Sicherheit mehr, aber es wurden wohl nur die gezählt, die aktiv arbeitsfähig waren und ein Bett in den Lagern belegt haben, deren Belegung natürlich ständig gewechselt hat) wurden beiläufig genannt, die sich während des 2 WK hier totgeschuftet haben.
Grundsätzlich ist das also schon ok so, dass man hier mal daran erinnert, dass so’ne Anlage mit Blut und Tränen betrieben wurde.
Dass sich damals dabei genau DIE bereichert haben, die jetzt verhalten Gönnerhaft keinen sündhaft teuren Abriss gemacht haben, sondern statt dessen den Plunder günstig anderen überlassen, steht hier aber nirgendwo.
°loco°
°ego sententiam°
Dieser Spaziergang war für mich wieder mal ernüchternd, weil ich vor ein paar Jahren nicht erwartet hätte, dass der Plunder zu einem zweiten Leben erweckt werden würde. Als ich mit dem Thronfolger auf den betonierten Fördertum geklettert bin, konnte man nicht ahnen, dass das hier mal den Leuten als Naherholungsgebiet und vor allem als Kultur verklickert wird. Das leidige Thema halt, was mich schon lange bewegt.
Kalle sieht das mehr pragmatisch und nutzt sowas, um seine Objektive zu testen. Meistens sind das neue Errungenschaften. Aber es sind auch Schätzchen dabei, die ich an meine Knipskiste schrauben darf. Nur blöd, dass die Exoten keine Exif-Infos an die Kamera liefern und ich nicht nachhalten kann, was genau ich denn da an meiner Knipskiste hatte.
Denn da war schon die eine und andere überzeugende Abbildungsqualität dabei, die ich dann aber keiner aussagefähigen Quelle zuordnen kann. Was mich deshalb auch keinesfalls dazu veranlassen kann, mit einem vernichtenden Kleinkredit einem aufflackernden Kaufdrang nachgeben zu wollen.
Wenn ich der Meineung sein sollte, mal mit so’ner Luxusscherbe knipsen zu wollen, weiss ich, wen ich anrufen kann …
°supplementum°
Kein Nachtrag geplant.
°illustrationen°:
°navigation auxilium°
… man könnte auch Navigationshilfe drauf sagen. Ab hier geht’s irgendwie weiter …