°descriptio°
Die Bude wurde 2001 endgültig stillgelegt. Und damit die hierzulande umtriebigen Langeweilevandalen keine Möglichkeit bekommen sollten, Fenster mit Steinen einzuwerfen, Kupferkabel zu schälen und dann nach getaner Arbeit ihre Fäkalien an die gerupften Wände zu schmieren, hat man direkt einen Zaun drumgezogen und mit der Neuordnung der Besitzverhältnisse und der zukünftigen Nutzung begonnen.
Soweit so gut, weil nix unnötig und ungeplant kaputt gemacht wurde. Ein Verein kümmert sich seitdem mit Freiwilligen um den vom Bergraubbau zurückgelassenen authentischen Bestand, der der Nachwelt Zeugnis darüber abliefern soll, dass hier früher tatsächlich mal gearbeitet wurde und sehr vielen Menschen Lohn und Brot und der Gegend einen gewissen Wohlstand verschafft hat. Der Plan des damaligen Betreibers war natürlich auch hier, dass so’n Bergraubbaubetrieb – wie andernorts auch – nicht ewig betrieben werden soll.
Und weil Abriss und Verschrottung für den Vorbesitzer zu teuer sind, wird der zumeist hoffnungslos verschlissene Bestand an Gebäuden und Maschinen einfach an enthusiastisch interessierte Sammler und kommerzielle Nutzer verkauft.
Die Mitglieder des Sammlervereins, die sich der Pflege und Erhaltung der ehemaligen industriellen Arbeitsumgebung widmen, werden allerdings auch älter und leiden unter Nachwuchsmangel. Denn es finden sich nach eigener Auskunft eines sehr netten Museumsführers, dessen zynischer Unterton seiner Erklärungen zur Sache mir nicht entgangen ist, einfach keine Nachfolger, die sich mit Dreck, Krach und schwerer körperlicher Arbeit identifizieren können und sich schon mal gar nicht damit beschäftigen wollen.
Die Frage nach dem Sinn und Zweck eines musealen Betriebs einer ehemaligen Arbeitsstätte darf durchaus gestellt werden. Im Falle des historischen Bergraubbaus ist die Erinnerung an vergangene und für die Beteiligten vermeintlich glorreiche Zeiten hinsichtlich der unstrittigen Besonderheit des Tätigkeitsschwerpunkts sicher gerechtfertigt. Für eine Schreinerei interessiert sich mangels Lobby keine Sau.
Und so kam es im Lauf der Zeit dann dazu, dass das Industriegelände wieder halbwegs aufgeräumt, hergerichtet und für bayrische und sächsische Touris begehbar gemacht wurde. Auch Eingeborene nutzen den Ort, um sich gemeinsam in den dort angesiedelten Systemgastros beim Konsum überteuerter Speisen und Getränke im Glanz vergangener Zeiten zu sonnen.
Damit der Besucher nicht nur auf einem platt betonierten Parkplatz seinen SUV abstellen und an den klassischen roten Backsteinfassaden vorbeiflanieren kann, hat man auch hier – aus meiner Sicht dann doch etwas lieblos – ein paar sinnlose Schrottteile drapiert. Als Dekoversuch, wie mir scheint, damit hier und da mal so’n Eyecatcher steht, der bestaunt werden soll. Ich bin an den Müllhaufen vorbeigelaufen und habe denen bis auf mein Entsetzen über die Art und Weise dessen was da wie platziert wurde, keine weitere Beachtung schenken können und mir stattdessen die Frage gestellt, wen genau man mit dem mittlerweile verrosteten Schrott beeindrucken möchte.
Als Krönung des Ganzen hat man das Fördergerüst über dem Schacht als Landmarke und Wahrzeichen der Gegend belassen und mit Alpinweiß gestrichen. Wer auf das schmale Brett zu der Idee eines solchen Anstrichs kam, ist fraglich und vor allem fragwürdig, weil das von allen IKEA-Kunden so heißgeliebte Krankenhausaltersheimweiß naturgemäß mittlerweile zu einem grauen NIkotingelb verwittert ist.
Der Unterschied dieser vermeintlich und nur für die arbeitsscheuen Städtetouris aufgehübschten Hinterlassenschaften liegt in diesem Fall an der weitestgehenden Unversehrtheit des Bestands. Die historischen Eingeborenen, die hier mal tüchtig malocht haben, freut’s vermutlich auch ein bischen.
Mich als Besucher kann es an der einen und anderen Stelle dann auch schon mal beeindrucken. Vor allem das Maschinenhaus ist einen Besuch Wert, weil der Museumsverein direkt nach der Stilllegung der Anlage dessen Herz, also die Fördermaschinen, mit viel Liebe und Schweiß wieder so hergerichtet haben, dass man die funktionsfähig vorzeigen kann. Während des Betriebs haben die technischen Anlagen nur im Neuzustand so ausgesehen um im Lauf der Zeit zweckdienlich abgenutzt und dann nach Ende der geplanten Lebenszeit dem Schrott zugeführt zu werden. Was der Verein ja verhindert hat und ich das mit größtem Respekt zur Kenntnis nehme.
Einzig irritierend fand ich aber, dass bei den Umnutzungsplanungen mal wieder ein ausländischer Arschitekt (der kam irgendwo aus Bayern oder so) sein keinesfalls ortsbezogenes Unwesen hier treiben durfte und den Vorschlag genehmigt bekam, Arschleder und Pannschippen in ein 150.000 Euro teures Regal unterzubringen und damit vor allem mal wieder nur sich selbst zu Ruhm und Ehre verhalf.
°loco°
°ego sententiam°
An diesem Tag war hier auf den Parkplätzen mal wieder eine Show amiländischer Dekadenz-Blechkisten angesagt. Die meisten dieser schlecht konzipierten aber dafür sündhaft teuren Exponate sind neueren Datums und somit keiner Beachtung wert. Bis auf Hubraum und Durst haben die neuen Amikarren ja nix zu bieten.
Aber es standen da vereinzelt auch ein paar historische Modelle, die mein Interesse wecken konnten – sofern die unerträgliche Hitze, die sich bei um die 50° Celsius erbarmungslos in Mensch und Material einbrannte, das zuließ. Andere waren schlauer und haben sich im Garten oder am Kanal oder sonstwo mit Gartenbierduschen abgekühlt.
Wer sich hier tummelte, hatte also keinen eigenen Garten und vermutlich auch nur den Drang, wenig zu sehen aber dafür gesehen werden zu können. Keine Ahnung, was sowas soll. Ich persönlich werde so’ne Expedition, die wegen unerträglicher Hitze nur eine Gefahr für Leib und Leben ist (ich hatte tatsächlich heute dreimal eine Nahtoderfahrung gemacht), ganz bestimmt NICHT wiederholen.
°supplementum°
Auch wenn ich irgendwie nachtragend erscheine, wird hier kein Nachtrag nachgetragen.
°illustrationen°:
°navigation auxilium°
… man könnte auch Navigationshilfe drauf sagen. Ab hier geht’s irgendwie weiter …