°descriptio°
°epilog°
Die Anlage heisst offiziell Bergwerk Lippe.
Der Name verkauft sich aber nicht so gut am Bierstand, und deshalb heisst der Industrieschrott jetzt Neue Zeche Westerholt, ist deshalb aber immer noch keine neue Zeche, sondern immer noch Schrott und Bauschutt.
Mit immensen Investitionen wird versucht, der Leiche wieder Leben einzuhauchen. Was nur bedingt gelingt. Die Bausubstanz des Mauerwerks mag seinerzeit ja bewusst stabil errichtet worden zu sein. Denn die Bergraubbaubetriebe haben gerne gut und stabil gebaut. Aber weil auch die Kabachl nicht für die Ewigkeit gedacht waren, müssen hier die Dächer erneuert werden, um da zielführend wieder jemanden drunterherlaufen lassen zu können.
Was mir persönlich auch egal ist, weil ich in den letzten Jahren sowieso ’ne Meinung zu dem Industriekultur-Unsinn gewonnen habe.
Die Region ist hoffnungslos zum Museum der Republik verhunzt worden. Und hat keine Chance mehr, anderweitig zu Glanz und Glorie zu gelangen. Allso wird der Schrott und Müll hier so gut wie’s geht verwurstet um damit dann uninteressierte Touris anzulocken. Die staunen zwar über die Mächtigkeit der ehemaligen Industrieanlagen und wären erst gar nicht hier, wenn die Dinger noch laufen würden.
Die Fassaden sind nur schmucklose Fassade und das Hauptaugenmerk derartiger Areale ist nur auf Bespassung der zahlenden Kundschaft ausgelegt. Über die Preise staunt hier keiner. Urlauber haben Geld, das sie ausgeben wollen. Eingeborene können sich die geforderten Preise am Bierstand aber nicht mehr wirklich leisten.
Die hier stattfindende Extraschicht ist eine Farce. Woanders auch. Und meiner Meinung nach ist dieses mittlerweile leider fest etablierte Urlauber-Event abgelutscht und – bis auf den Wachdienst, der aufpasst, dass kein Kopftuchgeschwader mit Sprengstoffwesten hier Unruhe stiften – keinesfalls professionell geplant und ausgeführt.
Den erschreckenden Dilettantismus findet man an jeder Ecke. Nicht nur hier.
Das Strommuseum ist auch so ein Kanditat, der in erster Linie nur sich selbst sieht, seine wirtschaftlichen Interessen in den Vordergrund stellt und dabei hemmungslos an den Bedürfnissen der Eingeborenen vorbei handelt.
In den abgewrackten und leerstehenden Räumlichkeiten, die der Touri wie bei IKEA zu durchlaufen hat, wird NICHTS (im Sinne von NICHTS, weil hier bis auf deckenhoch cremeweiss geflieste Wände nichts ist) bunt angestrahlt. Hier ist definitiv nichts, was angestrahlt werden könnte, wie man es mit den Exponaten in einer Bildergalerie wie dem Louvre z. B. so macht, aber der Louvre ist ja kein angemessener Vergleich.
Die dafür erforderlichen Lichtquellen hat man extra für diesen einmalig genehmigten Anlass notdürftig mit Verlängerungskabeln verdrahtet und möglichst unfallfrei so drapiert, dass sie mit fragwürdigen Lichteffekten irgendwie irgendwo hinleuchten. Ein Beleuchtungskonzept scheint hier nicht entwickelt worden zu sein und ein Kind hätt’s wohl besser gemacht. Aber Hauptsache is‘ ersma (schön?) bunt hier. Wenn Farbe ins Spiel kommt, fällt die Trostlosigkeit nicht mehr so auf, so dachte sich wohl der Veranstalter, der mit den bunten Lichtern wohl auch das Eintrittsgeld zu rechtfertigen versucht.
Weil die gesamte Anlage seit 20 Jahren stillsteht und der Betreiber seinen Stromversorgungsvertrag gekündigt hat, wird hier die Energie für die gruselige Beleuchtung und die Bier- und Pommeswagen und die Darbietungen auf der Hauptbühne von einem monströsen Stromgenerator erzeugt. So einen Diesel hätt‘ ich gerne in meinem Panzer …
Einige frei gefegte Büroräume wurden Künstlern zur Zurschaustellung ihrer Exponate überlassen. Man muss also Kunst mögen, um hier zu verweilen. Was, wie ich auch, die wenigsten Besucher gemacht haben und sich nur als schleichende Karawane durch die Gänge wälzten, ohne zu wissen, was man eigentlich hier macht oder machen soll. Ich bin nur geschlichen, weil ich Ausschau nach Motiven gehalten habe, die ich schlußendlich HIER in den einstmals heiligen Hallen nicht gefunden habe.
Nach dem höflichgeduldig beendeten Rundgang war der Bier- und Pommeswagen die bevorzugte Anlauf- und Aufenthaltsstelle der Karawane.
Nicht vorhandenes Kunstverständnis weicht an der Tür unmittelbar dem Durst.
Und macht arm.
Ein 0,3er Plöpp soll 5 Taler kosten. Ein Taler davon ist Pfand, auf den Ungeduldige und Bequeme gern verzichten und ihr Leergut einfach irgendwo stehen lassen. Wer also nach dem Event 100 Ocken versoffen hat, ist noch lange nicht besoffen, denn 20 Nulldreier Pullen verdampfen, bevor die Kontakt mit dem Durstknorpel haben.
Für mich grenzt die Preisgestaltung solcher Gastros an Wucher.
Das Eintrittsgeld beträgt „nur“ 15 Taler – für diesen einen Veranstaltungsort. Wer mehr will und sich mit eigens dafür rekrutierten Shuttle-Bussen des RVR hin- und herkacheln lassen möchte, zahlt 28 Euro. Davon wird u. a. das Sicherheitskonzept bezahlt. Meine schriftliche Einladung vom zu Recht ungeliebten Umspannwerk zum eintrittsgeldfreien Besuch desselben konnte ich hier leider nicht einlösen.
Aber ich hab trotzdem tapfer in die Tasche gegriffen und bezahlt. Is’ja für’n guten Zweck. Denn Kalle konnte mir so einige Insiderinfos erzählen, die für ihn normal waren, mich aber schon in jungen Jahren davon abhielten, nach Untertage einzufahren.
Jedem das Seine.
Ich habe durchaus Respekt vor der zumeist eingeschworenen Arbeitskultur auf’m Pütt. Und vor alldem, das mit der Arbeit dort ursächlich zusammenhängt. Die Bergleute sind schon ein ganz besonderes Rudel. Und sollen es auch bleiben.
Aber den Bergraubbau und die umweltvernichtende Stahlproduktion insgesamt zum Kult zu erklären, hätte man sich vielleicht dann doch besser nochmal überlegen sollen.
°loco°
°ego sententiam°
Solche billig gemachten und ideenlos ausgerichteten Massenbelustigungsveranstaltungen sind nix für mich. Weil es da nichts von Interesse für mich gibt.
Was nicht an mangelndem Interesse liegt. Sondern vielmehr am Geschmack und vor allem daran, dass ich sowas keinesfalls lustig sondern vorrangig kritisch sehe und mich davon NICHT schröpfend beeindrucken lasse.
Als Motivsuchgebiet scheidet ein solches Unterhaltungsprogramm mangels adäquater Qualität für mich aus.
Vielleicht aber habe ich nur den eigentlichen Sinn und Zweck der Sache noch nicht verstanden und vielleicht komm ich irgendwann auch selbst mal dahinter. Wär‘ schon schön, wenn ich nicht doof sterben müsste …
°supplementum°
2025-07-02
Kalle hat sein Interesse für die „Hanse Veranstaltung“ in REh angekündigt.
Genau genommen soll der Quatsch „Westfälischer Hansetag in REh“ heissen.
Wen wollen die denn mit DEM Programm hinter’m Ofen vorlocken ??!!
Weil die Darbietungen kostenlos sind, werden sich gernstens jene dort einfinden, die auch am lächerlichen Karnevalsumzug den Weg säumten und mit ihrer ungehemmt zur Schau gestellten Widerlichkeit bei mir Augenkrebs und Übelkeit verursachen.
Auch in diesem Fall sehe ich das Event kritisch.
Denn wenn REh es sich anmaßt, sich in die Reihe der altehrwürdigen Hansestädte wie Lübeck oder Rostock oder Münster stellen zu wollen, wird der ohnehin schon andauernde Brechreiz bei mir nur noch mehr angefeuert.
Das mittlerweile omnipräsente REh wird eines Tages verantworten müssen, dass ich an meiner Kotze ersticke.
°illustrationen°:
°navigation auxilium°
… man könnte auch Navigationshilfe drauf sagen. Ab hier geht’s irgendwie weiter …