°austernfischer°

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Der Austernfischer (Haematopus ostralegus) ist eine Vogelart aus der Ordnung der Wat-, Möwen- und Alkenvögel (Charadriiformes) und der Gattung der Austernfischer. Er gilt als einer der charakteristischsten Vögel der Nordseeküste.

Seine größte Verbreitung in Europa hat er im Wattenmeer und dem küstennahen Binnenland der Nordsee, wo er auch die scherzhafte Bezeichnung Halligstorch trägt.

Ausgewachsene Austernfischer erreichen eine Körperlänge von 40 bis 45 Zentimetern und sind damit in etwa so groß wie Krähen. Im Brutkleid sind sowohl der Kopf als auch die Brust, die Körperoberseite und das Endband des Schwanzes schwarz gefiedert. Im Ruhekleid ist das Schwarz etwas dumpfer und an den Halsseiten ist ein weißes Kehlband erkennbar. Zum unverwechselbaren Erscheinungsbild des Austernfischers tragen vor allem der lange, orangerote, seitlich etwas abgeflachte Schnabel und das schwarzweiße Körpergefieder bei. Rot sind außerdem die Beine und Füße sowie die Augen.

Geschlechtsdimorphismus ist nur gering ausgeprägt; im Mittel ist der Schnabel des Weibchens etwas länger als der des Männchens. Die Schnabellänge ist insgesamt das beste Merkmal zur Geschlechtsdifferenzierung. Das Körpergefieder der Jungvögel erinnert an das Ruhekleid. Die Federsäume an der Körperoberseite sind bei ihnen jedoch blass verwaschen. Ihre Beine sind außerdem von mattgrauer Farbe und sie zeigen gelegentlich an Kehle und Halsseiten weißliche Flecken.

Im Flug sind beim Austernfischer neben dem weißen Hinterrücken die breiten weißen Flügelschilder und der breite schwarze Endsaum am Schwanz kennzeichnend.

Austernfischer sind sehr ruffreudige Vögel. Das laute und schrille quiéwiehp ist der für sie typische Kontaktruf. Am Brutplatz lassen sie außerdem ein gellendes qui qui qui qui erklingen. Dies steigert sich gelegentlich zu einem lärmenden, schrillen Trillern, das auf- und abschwillt. Es wird auch als Pfeif- oder Trillerzeremonie bezeichnet und tritt besonders häufig auf, wenn sich Nachbarn oder revierlose Austernfischer zu sehr den Grenzen des Brutreviers nähern. Dabei gehen einer oder beide Brutvögel dem eindringenden Vogel mit gesenkten und leicht geöffneten Schnäbeln entgegen, wobei sie in hohen Tönen trillern und pfeifen und sehr erregt wirken.

Austernfischer haben ein großes und disjunktes Brutareal, innerhalb dessen drei Unterarten unterschieden werden. Die Nominatform Haematopus ostralegus ostralegus brütet an fast allen europäischen Küsten von Island und der Eismeerküste bis an die Küsten des Mittelmeeres, mit einem Schwerpunkt der Verbreitung an den Küsten des Nordatlantiks und der Nordsee. Im Binnenland brütet diese Unterart außerdem in Teilen Schottlands und Irlands sowie in Schweden, den Niederlanden, in Russland und der Türkei. Während die Ostseepopulation klein ist, liegt in Mitteleuropa der Schwerpunkt der Verbreitung an der Nordseeküste und im küstennahen Binnenland. Von dort aus dringen die Vögel vor allem entlang der größeren Stromtäler von Rhein, Ems, Weser und Elbe tief ins Binnenland vor und brüten dort auch. Sobald sie flügge sind, suchen Jungvögel die Küste auf.

Mit dem Zug in die Winterquartiere beginnen die Vögel nach Ende der Brutzeit. Die europäischen Brutpopulationen starten mit ihren Wanderbewegungen ab Mitte Juli. Diese verstärken sich im August und im September. Die Rückkehr in die Brutgebiete beginnt schon Ende Januar und zieht sich bis April hin. Bei den in Zentralasien brütenden Vögeln endet die Rückkehr noch später. Die Vögel folgen auf ihrem Zug dem Küstenverlauf und sind nur ausnahmsweise im Binnenland anzutreffen.

Der Austernfischer zeigt eine nahrungsbedingte starke Bindung an die unter Gezeiteneinfluss stehende Küste. Er bevorzugt deshalb flache Meeresküsten und Inseln, Mündungsgebiete von Strömen und Flüssen. Die zur Brutzeit genutzten Küstenabschnitte müssen ein Substrat aufweisen, das das Scharren der Nistmulde zulässt. Er brütet unter anderem auf Fels-, Kiesel- und Sandstrand sowie in Primär- und Sekundärdünen. In den Niederlanden, im Nordwesten Deutschlands und teilweise auch in Großbritannien ist er während der Brutzeit auch auf Feldern und kurzrasigen Wiesen anzutreffen, im Binnenland hält er sich fast ausschließlich auf Feuchtweiden auf. Hier brütet er bevorzugt an Seen oder breiten Flüssen mit Kiesufern. So besiedelt er unter anderem die Stromtäler von Elbe, Oder, Rhein und Ems. Auch Baggerseen in Kiesgruben passen in sein Habitatschema

An der Küste ist die Aktivität der Austernfischer ausgesprochen tideabhängig – die Tiere sind somit tag- und nachtaktiv. Ohne den Einfluss der Gezeiten sind sie im Binnenland tagaktiv.

Austernfischer schwimmen gut und durchaus häufig. Trupps von mehreren Tieren sind schon in weiter Ferne vom Festland beobachtet worden. Wahrscheinlich ruhen die Vögel bei Hochwasser in dunklen Nächten auf dem Wasser. Verletzte oder noch nicht flugfähige Jungvögel fliehen vor Feinden auf das Wasser und tauchen dabei auch, wobei sie sich unter Wasser nur durch das Schlagen der Flügel fortbewegen. Bei einer Tauchtiefe von 30 bis 50 Zentimetern können die Tiere Entfernungen von bis zu 15 Metern unter Wasser zurücklegen.

Außerhalb der Brutzeit sind Austernfischer sehr gesellig. Am Brutplatz hingegen können sie ausgesprochen aggressives Verhalten zeigen. Dies kann soweit gehen, dass arteigene oder artfremde Limikolen vom Brutvogel zu Tode geschüttelt oder gehackt werden.

Wie eine Reihe anderer bodenbrütender Vogelarten auch, versucht der Austernfischer sich dem Nest nähernde Bodenfeinde durch Verleiten wegzulocken. Kommt ein möglicher Beutegreifer nicht zu überraschend dem Nest nahe, stiehlt sich der brütende Vogel möglichst unauffällig und unter Ausnutzen der Deckung davon, um den Räuber durch Scheinbrüten oder das Simulieren von Verletzungen vom Nest wegzulenken. Kommt Weidevieh wie Schafe oder Kühe dem Nest zu nahe, verteidigt der Austernfischer sein Nest oder seine Brut, indem er gegen diese Tiere hackt.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts kam es beim Austernfischer auf Grund von Verfolgungen und Störungen an den Brutplätzen zu deutlichen Bestandsrückgängen. Der Bestand dieser Vögel hat sich seit etwa 1920 langsam erholt, nachdem erste Schutzmaßnahmen eingeleitet wurden. Seit den 1930er Jahren erfolgte entlang von Flussniederungen eine Besiedelung. Zu einer Bestandserhöhung haben unter anderem eine Ausweitung der Grünlandwirtschaft, ein Rückgang des Sammelns von Austernfischereiern, Rückgang der Bejagung, eine Zunahme der Beutetiere durch Eutrophierung sowie eine Besiedelung von Landwirtschaftsflächen beigetragen. Dies hat zum Teil zu einem teils exponentiellen Bestandsanstieg geführt. So kamen 1955 in den Niederlanden zwischen 8.000 und 12.000 Brutpaare vor. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts war der Brutbestand auf 80.000 bis 130.000 Brutpaare angestiegen. Eine potentielle Gefährdungsursache besteht darin, dass 72 Prozent der zur Nominatform gehörenden Austernfischer in nur dreizehn Gebieten überwintern.

Die IUCN schätzt den Gesamtbestand des Austernfischers auf 1,1-1,2 Millionen Tiere und stuft die Art als nicht gefährdet (least concern) ein. In Mitteleuropa sind die derzeitigen Bestandsschwankungen in erster Linie auf die Verfolgung, Störungen und Biotopveränderung einerseits und andererseits auf intensive Schutzmaßnahmen und Eindeichungen, die dem Austernfischer zugutekommen, zurückzuführen. Auslöser für die Ansiedlung im Binnenland ist wahrscheinlich die Modernisierung und Intensivierung der Landwirtschaft gewesen. So geht seit Mitte der 2000er Jahre der Bestand in den Landkreisen Grafschaft Bentheim und Emsland, wo zuvor eine starke Binnenlandpopulation zu beobachten war, deutlich zurück, wobei der drastische Rückgang der Grünflächen und die stark intensivere Bewirtschaft der verbliebenen Grünlandflächen, verbunden mit erhöhtem Prädatorendruck und Störungen des Brutgeschäfts durch Spaziergänger, Hunde und Reiter, die Hauptursachen sein dürften. Wegen des Rückgangs geeigneter störungsfreier Brutflächen ist hier wie anderswo in Niedersachsen eine Zunahmen von Austerfischerbruten auf Flachdächern sogar in Städten festzustellen.

Ein Forschungsteam, das im Auftrag der britischen Umweltbehörde und der RSPB die zukünftige Verbreitungsentwicklung von europäischen Brutvögeln auf Basis von Klimamodellen untersuchte, geht davon aus, dass es beim Austernfischer bis zum Ende des 21. Jahrhunderts zu einem weitgehenden Erlöschen der Brutpopulationen in West- und Mitteleuropa kommen wird.

[Text-Quelle: Wikipedia]


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°navigation auxilium°

… man könnte auch Navigationshilfe drauf sagen. Ab hier geht’s irgendwie weiter …


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