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Die Rosskastanienminiermotte (Cameraria ohridella), auch Balkan-Miniermotte genannt, ist ein Kleinschmetterling aus der Familie der Miniermotten (Gracillariidae). Die Raupen und Puppen entwickeln sich fast ausschließlich in den Blättern der weißblühenden Gewöhnlichen Rosskastanie (Aesculus hippocastanum). Sie hat durch die extrem schnelle Verbreitung von ihrem Ursprungsgebiet in inzwischen fast alle Gebiete Europas hinein großes öffentliches und publizistisches Aufsehen erregt.
Die Rosskastanienminiermotte wurde erstmals 1984 in Mazedonien in der Nähe des Ohridsees entdeckt. 1989 wurde sie in Österreich (im Raum von Linz und Steyr) erstmals nachgewiesen (eine erste Massenvermehrung fand hier bereits 1990/91 statt). Seither breitet sie sich sehr schnell weiter in Mitteleuropa, sowohl nach Osten als auch nach Westen, aus. Ihre extrem schnelle Vermehrung ist dadurch zu erklären, dass die Art in Mitteleuropa nur wenige natürliche Feinde hat bzw. dass sich mögliche Fressfeinde diese neue Nische noch nicht erschlossen haben. Bei den mitteleuropäischen Populationen ist zudem (bisher?) der Parasitierungsgrad noch gering.
Das Ursprungsgebiet der Art wurde zunächst kontrovers diskutiert, da die meisten nahe verwandten Arten ausschließlich in Nordamerika vorkommen. Im Nachhinein konnten aber Funde auf einem Herbarbeleg nachgewiesen werden, der 1879 in Griechenland gesammelt worden war. Das Ursprungsgebiet sind tiefe, auch heute noch schwer zugängliche Schluchten und Täler in Albanien, Nordgriechenland und Makedonien, wo die Gewöhnliche Rosskastanie heute noch natürlich vorkommt.
Der Falter hat eine Körperlänge von 2,28 bis 3,04 mm (Mittel 2,65 mm) und eine von Flügelspannweite 5,92 bis 7,5 mm (6,63 mm). Die Vorderflügel sind metallisch-glänzend rot, rotbraun, kastanienbraun oder orangebraun. Im Basalfeld befindet sich ein weißer Längsstrich. Im Mittel- und Außenfeld sind vier weißliche, schwarz gefasste, meist unterbrochene Querbänder. Die Hinterflügel sind dunkelgrau. Auffällig sind die langen Fransen am äußeren Ende der Hinterflügel, die dem Hinterende des Falter ein federartiges Aussehen geben. Die Art besitzt lange schwarz-weiß geringelte Fühler, die etwa 4/5 der Vorderflügellänge entsprechen. Der Kopf weist Büschel orangefarbener Haare auf. die Beine sind schwarz-weiß geringelt. Der Saugrüssel ist gut entwickelt.
Obwohl die Falter flugfähig sind, fliegen sie aktiv nur kurze Strecken. Der leichte Körperbau und die fransigen Hinterflügel ermöglichen ein passives Fliegen und die Verbreitung durch den Wind. Daneben wird die Miniermotte vom Menschen über Reise- und Transportwege verbreitet.
Die Rosskastanienminiermotte wurde erstmals 1984 in Mazedonien in der Nähe des Ohridsees entdeckt. Sie wurde 1986 erstmals beschrieben. Einer der Autoren der Erstbeschreibung, G. Deschka, brachte damals auch Proben aus Mazedonien mit nach Linz. 1989 wurde sie in Österreich (im Raum von Linz und Steyr) erstmals nachgewiesen (eine erste Massenvermehrung fand hier bereits 1990/91 statt). Es ist nicht ausgeschlossen, dass einige Tiere aus den Zuchten in Linz entkommen sind und so einen Sprung von 1000 km in Richtung Mitteleuropa machen konnten.
Seither breitet sich die Rosskastanienminiermotte mit einer Geschwindigkeit von etwa 40 bis 100 km pro Jahr über Europa aus. 2002 hatte sie im Westen die Iberische Halbinsel und die Britischen Inseln erreicht, es wurde ein erster Befall der Gewöhnlichen Rosskastanie (Aesculus hippostaneum) in Wimbledon (Südengland) festgestellt. 2010 war auf den Britischen Inseln bereits die schottische Grenze erreicht. Im Norden ist sie bereits nach Südskandinavien vorgedrungen. Im Osten hatte sie spätestens bis 2002 Moldawien, die Ukraine, Weißrussland und das westliche Russland erreicht. Im Südosten wurden 2002 ebenso erste Fälle von Massenbefall auch aus der Türkei berichtet.
Die Falter der Frühjahrsgeneration halten sich überwiegend im Unterwuchs und unteren Kronenbereich und am Stamm auf. Sie bevorzugen dabei windabgewandte und besonnte Stellen. Sie sitzen in der Regel mit dem Kopf nach oben gerichtet. Im weiteren Verlauf dringen die Weibchen zur Eiablage auch in die oberen Kronenbereiche vor. Vor allem die Falter der Sommer- und Herbstgeneration halten sich eher im Kronenbereich auf, besonders wenn die Blätter des unteren Kronenbereichs durch die Frühjahrsgeneration schon stark genutzt worden sind.
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Die Rosskastanienminiermotte bildet in Mitteleuropa meistens drei aufeinanderfolgende Generationen pro Jahr, die im April/Mai, Juli und Mitte August bis Ende September fliegen. Allerdings wurden unter für die Art günstigen Wetterbedingungen, warm und trocken, schon bis zu fünf sich überlappende Generationen beobachtet. Oft wird aber schon die vierte Generation nur unvollständig ausgebildet, da keine frischen Blätter mehr zur Verfügung stehen.
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Die Weibchen locken die Männchen mit Hilfe von Pheromonen an, die von einer Duftdrüse am Hinterende produziert werden. Die Kopulation folgt innerhalb weniger Tage nach dem Schlupf. Oft sind schon kurz nach dem Schlüpfen erste Paare bei der Kopulation zu beobachten. Die Falter sind tagaktiv mit Aktivitätsmaxima in der Mitte des Vormittags und etwa der Mitte des Nachmittags. Sie sind am aktivsten bei mäßig warmen Temperaturen von 20 bis 24 °C.
Die Weibchen legen danach 20 bis 82 Eier einzeln an der Oberseite der Blätter ab. Bei hoher Populationsdichte der Falter wurden schon bis zu 300 Eier pro Kastanienblatt beobachtet. Die Falter haben eine Lebensdauer von 4 bis 11 Tagen. Bisher gibt es keine Beobachtungen, dass die Falter, obwohl sie eine gut entwickelte Proboscis haben, während ihres kurzen Lebens Nahrung zu sich nehmen. Die Falter treten gehäuft im Mai, Juli und August/September auf, mit einigem Nachzüglern bis Anfang Oktober.
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[Text-Quelle: Wikipedia]
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°navigation auxilium°
… man könnte auch Navigationshilfe drauf sagen. Ab hier geht’s irgendwie weiter …