°sperber°

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Der Sperber (Accipiter nisus) ist ein Greifvogel und gehört hier zur Familie der Habichtartigen (Accipitridae). Die Weibchen sind fast doppelt so groß und schwer wie Männchen. In der Jägersprache werden die Männchen Sprinz genannt (während bei allen anderen Greifvögeln für das Männchen die Bezeichnung Terzel verwendet wird).

Sperber sind eng an Wald gebunden, brüten heute in vielen Teilen Europas aber auch in städtischen Grünanlagen. Sie ernähren sich überwiegend von kleinen und mittelgroßen Vögeln bis zur Größe einer Taube. Nach einem starken, durch das Insektizid DDT verursachten Rückgang in Europa nach 1950 hat sich der Bestand ab etwa 1975 wieder erholt und nimmt vielerorts noch immer zu.

Der Name des Sperbers ist ein Kompositum aus zwei althochdeutschen Substantiven: sparo (Sperling) und aro (Aar, Adler). Ahd. spar(a)wāri, mhd. sperwaere bezeichnet also gewissermaßen einen „Sperlingsadler“, einen „kleinen Adler“.

Sperber sind typische Vertreter der überwiegend Wald bewohnenden Gattung Accipiter. Weibchen sind mit 35–41 cm Körperlänge und einer Flügelspannweite von 67–80 cm knapp größer als ein Turmfalke und reichen in der Größe an kleine Habicht-Männchen heran. Sperber-Männchen sind mit 29–34 cm Körperlänge und einer Flügelspannweite von 58–65 cm deutlich kleiner. Die Flügel sind relativ kurz, breit und an ihren Spitzen gerundet, der Stoß ist verhältnismäßig lang. Diese Merkmale ermöglichen keine extremen Fluggeschwindigkeiten, jedoch eine hohe Wendigkeit auf engem Raum. Beine und Zehen zeigen deutliche Anpassungen an die Jagd auf kleine und schnelle Singvögel. Die Beine sind vergleichsweise lang und sehr dünn. Die Mittelzehe ist stark verlängert, alle Zehen haben ausgeprägte Haltebeeren, die beim Greifen ein lückenloses Schließen ermöglichen und so auch noch einzelne Federn festhalten können. Die Krallen sind lang und sehr spitz.

Sperber gehören zu den kleinsten Vertretern der Gattung Accipiter, männliche Sperber gehören zu den kleinsten in Mitteleuropa brütenden Greifvögeln.

Verwechslungsmöglichkeiten bestehen in Mitteleuropa in erster Linie mit dem Habicht. Bei sitzenden Vögeln ist die Unterscheidung meistens einfach, Habichte sind viel größer und kräftiger, dies fällt insbesondere bei Betrachtung der Beine und des Kopfes auf. Habichte zeigen nie orange auf Brust und Bauch und haben einen deutlichen, weißlichen Überaugenstreif, der bei Sperbern nur angedeutet ist. Die Augen des Sperbers sind proportional wesentlich größer und damit auffälliger als beim Habicht.

Schwieriger ist die Unterscheidung fliegender Vögel. Die Körperproportionen von Sperber und Habicht sind sehr ähnlich, auf größere Entfernung ist daher insbesondere eine Unterscheidung gleitender oder segelnder Vögel oft nicht möglich. Bei einigermaßen guten Sichtbedingungen sind jedoch auch im Flug der wesentlich massivere Körper und die proportional längeren Flügel des Habichts erkennbar. Bei aktiv fliegenden Individuen lässt auch die Flügelschlagfrequenz oft eine Artbestimmung zu, diese ist bei Sperbern etwa doppelt so hoch wie beim Habicht.

In den letzten Jahrzehnten zeigt auch diese Greifvogelart eine starke Tendenz zur Verstädterung und bewohnt nun auch Parks, Friedhöfe und ähnliche Grünanlagen in vielen Städten Europas.

Je nach geographischer Lage sind Sperber Standvögel bis Langstreckenzieher. In Europa nimmt die Zugneigung von Südwesten nach Nordosten zu. Die Sperber Großbritanniens sind Standvögel. Aus Mitteleuropa zieht ein Teil, vor allem der diesjährigen Sperber, im Spätsommer und Herbst nach Südwesten. Vollständig geräumt wird im Winter das mittlere und nördliche Skandinavien sowie fast ganz Russland. Die Winterquartiere der mitteleuropäischen Zieher liegen in West- und Südwesteuropa, maximal reichen sie bis Nordafrika. Die Sperber aus dem Osten und Norden Europas überwintern vor allem in Mitteleuropa, ziehen zum Teil aber auch bis Süd-Frankreich und Italien. Der Wegzug erfolgt in Mitteleuropa vor allem von September bis November, der Wegzuggipfel liegt im Oktober. Der Heimzug beginnt Ende Februar und dauert bis Anfang Mai; die meisten mitteleuropäischen Sperber kehren im Laufe des März in ihre Brutgebiete zurück.

Sperber jagen überwiegend kleine Vögel in deckungsreichen Landschaften. Sie erjagen ihre Beutetiere überwiegend aus dem bodennahen Flug oder vom Ansitz aus in einem kurzen, schnellen Verfolgungsflug im bodennahen Luftraum, aber auch in allen Schichten der Vegetation bis in die Baumkronen. Dabei werden natürliche Strukturen wie Hecken, Bäume, im Siedlungsraum auch Häuser sehr geschickt für einen gedeckten Anflug genutzt. Sperber sind bei der Jagd außerordentlich wendig; sie können die Flugrichtung fast im 90° Winkel wechseln und sich in der Luft beinahe auf der Stelle um 180° drehen. Für das menschliche Auge sind diese Manöver oft nicht mehr auflösbar und erinnern zum Teil an Querschläger. Vögel werden häufig bis in Sträucher und Hecken hinein oder in geschlossene Räume verfolgt. An klassisch gebauten Futterhäuschen für Singvögel wurden schon häufig Sperber beobachtet, die bei der Jagd durch das Futterhaus flogen. Seltener werden aus dem hohen Kreisen heraus im Sturzflug Vögel im freien Luftraum oder in Bodennähe angejagt.

Die Beute wird mit den Füßen (Fängen) gegriffen und getötet, die Krallen werden dabei solange in die Beute gebohrt, bis diese aufhört sich zu bewegen. Im Zusammenwirken mit den relativ langen Beinen ermöglicht diese Tötungsmethode dem Sperber die Nutzung von vergleichsweise sehr großen und wehrhaften Beutetieren.

Sperber ernähren sich in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet fast ausschließlich von kleinen Vögeln. Gelegentlich werden auch kleine Säugetiere wie Mäuse oder Fledermäuse, kleine Reptilien und Wirbellose erbeutet. Männchen schlagen in Mitteleuropa überwiegend Vögel von Meisen-, Finken– und Sperlingsgröße, maximal etwa bis zur Größe einer Amsel; Weibchen können auch noch Vögel von der Größe eines Eichelhähers oder, in seltenen Fällen, einer Ringeltaube überwältigen.

Sperber wurden spätestens ab Mitte des 19. Jahrhunderts intensiv als „Niederwildschädlinge“ und zum Schutz der „lieben“ Singvögel verfolgt. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts zahlten selbst große Vogelschutzverbände wie der damalige Deutsche Bund für Vogelschutz Abschussprämien. Der Bestand war durch direkte Verfolgung jedoch nie ernsthaft bedroht, durch die hohe Reproduktion wurden Verluste schnell ausgeglichen. Etwa ab 1955 brachen die Bestände in West- und Mitteleuropa jedoch großflächig durch Vergiftung mit dem Pestizid Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT) zusammen. DDT reichert sich in der Nahrungskette stark an (z. B. InsektenSingvogel – Sperber) und führte beim Sperber, wie auch bei anderen Greifvogelarten, zu einer massiven Beeinträchtigung der Reproduktion. Daneben spielten auch direkte Vergiftungen eine Rolle, vor allem mit dem ebenfalls als Pestizid eingesetzten Dieldrin. Die stärksten Bestandsrückgänge traten im intensiv landwirtschaftlich genutzten Flachland auf, hier verschwand der Sperber nach 1955 großflächig als Brutvogel.

Mit dem schrittweisen Ausbringungsverbot für DDT in Westeuropa ab 1972 erholten sich die Bestände dort wieder. In der DDR wurde DDT noch bis Mitte der 1980er Jahre großflächig eingesetzt, hier nahm der Sperberbestand auch nach dem Jahr 2000 noch deutlich zu. Ende der 1990er Jahre gab es auch in Ostdeutschland keine Hinweise mehr auf eine Beeinträchtigung der Reproduktion durch DDT; die DDT- bzw. DDE-Kontamination von Sperbereiern aus Brandenburg war Ende der 1990er Jahre jedoch noch immer fast dreimal so hoch wie jene von Sperbereiern aus Nordrhein-Westfalen. Insgesamt ist die Art heute in Mitteleuropa nicht mehr gefährdet.

[Text-Quelle: Wikipedia]


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°navigation auxilium°

… man könnte auch Navigationshilfe drauf sagen. Ab hier geht’s irgendwie weiter …


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