2017-04-09 – NSG Brandheide Recklinghausen

2017-04-09 – NSG Brandheide Recklinghausen

°descriptio°:

Nach mehr als 3 Stunden beschaulichem Schlenderns sind wir dann auf unserer Hauswiese gelandet. Ich hatte zuvor noch großkotzig angekündigt, dass ich unbedingt heute mal das Stativ mitnehmen wollte. Dass das Teil eigentlich für den Moment doch recht leichtgewichtig ist, hatte ich dabei durchaus im Sinn.

Allerdings relativiert sich Gewicht dann doch mit der Zeit, in der es mehr oder weniger ungenutzt an der Schulter baumelt. ‚Ich war zumindest erleichtert, als ich mein Gepäck auf der Wiese abschnallen und erst mal Flüssignahrung aufnehmen konnte. Und es wurden Kekse gereicht. Meine Rettung.

Von Schuhen und Socken haben wir uns auch direkt befreit und an die Sonne zum Trocknen gelegt. Wer läuft schon gerne mit schwitzigen Fußbedeckungen durch die Gegend …


°ego sententiam°

Es ist schon erstaunlich, wieviel Mensch ein Mensch aushalten kann. Damit ist nicht der kurze Spaziergang gemeint. Sondern die zwangsläufig von anderen erzwungene Begegnung der ganz besonderen Art: Menschen, die mit ihrem Fahrrad am Wochenende besser über die A-40 radeln sollten, weil da ist reichlich Platz auf dem Seitenstreifen und zu gucken gibt’s da auch was. Und wenn da mal gerade nix zu gucken ist, ist das für die auch nicht weiter tragisch, weil die gucken sowieso nicht.

Ganz geil sind die Blitzbirnen, die mit ihrem stollenbereiften Zweiradtrecker – Treckerrad  heisst sowas glaube ich – und mit Blödelkappe behelmt quer duch Botanik rauschen. Je weniger Weg dabei genommen werden kann, desto besser für den Naturschänder. Der kann sich dann mit Hilfe des eingebauten GPS-Empfängers der am Lenker oder der am Kopf drangenagelten GoPro vor den Kumpels brüsten, dass er seinen Rollator abseits von erlaubten Wegen quer durch die Wohnungen von Reh, Fuchs, Frosch, Eichelhäher und all den anderen Bewohner gepflügt hat. Wobei er keinen von den Bewohnern gesehen hat. Und deshalb auch kein schlechtes Gewissen verspürt, weil ja die Wohnung vermeintlich unbewohnt da war …

Ich frage mich, wer das erlaubt hat.

Und ich frage mich ernsthaft, wer das wohl wieder verbieten könnte …


°supplementum°

In der ADAC-Zeitschrift mit Ausgabe vom Juni 2017 habe ich mit steigendem Entsetzen lesen müssen, dass der mir ansonsten insgesamt recht umweltkritische Verein das redaktionelle Hauptthema ausgerechnet und insgesamt auf die von mir so gehassten Zweiradbenutzer abgestellt hat.

In der Publikation fanden sich erschreckende Hinweise zu nicht nur bedenklich erscheinenden Tipps und Vorschlägen, wie blindwütige und geistig umnachtete Menschen ihre frustierte Langeweile und rücksichtslose Erlebnislust mit ihren geländetauglichen Zweirädern völlig enthemmt befriedigen können.

Für mich klang das nur noch wie ein Aufruf zur lustvollen Naturschändung: mit Blödelkappen behelmte Drahteselbenutzer werden dazu animiert, mit ihrem stollenbereiften Metallschrott die bislang eigentlich nur dem fußläufigen Naturgast vorbehaltenen Schönheiten rücksichtslos zu zerpflügen. Es werden sogar an- und aufregende Artikelbilder – über die allerdings nur ICH mich aufgeregt habe – abgedruckt, wie sich fröhlich grinsend strampelnde und dabei mangels ausreichender Übung und deutlich sichtbaren Kontrollverlusts mühsam und für ihren penetrant widerwärtigen und völlig sinnfreien Zweck reichhhaltig ausgestattet mit teurer Freizeitsicherheitsgestaltungsbekleidung, mit der sie sich vor den Unbilden der von ihnen aus purer Sensationslust heimgesuchten Natur schützen wollen, durch für normale Fahrräder und manchmal auch für Fußgänger unerreichbare Naturlandschaften pflügen.

In der ADAC-Zeitschrift fand sich allerdings an keiner Stelle auch ein nur noch so kleiner  Hinweis darauf, dass die zur Naturschändung aufgerufenen Idioten dann bei ihrem belästigenden Treiben allein die Verantwortung tragen, sich in den Schutzzonen der von ihnen eroberten Naturräumen rücksichtsvoll gegenüber den fußläufigen Besuchern als auch vor allem den Bewohnern zu verhalten haben.

Ich denke darüber nach, ob ich dem Verein mal diese meine Meinung dazu schreiben soll.

Aber ich fürchte, das ist dann in der Wirkung so, wie als wenn ich jemanden darüber aufklären möchte, dass er doch tatsächlich gerade einen folgenreichen Fehler gemacht hat um dann darauf unvermittelt die schnippische und uneinsichtig wirkende Antwort erhalte, ich blödes Arschloch solle mich doch gefälligst um meinen eigenen Scheißdreck kümmern.

Wenn so ein praktisches und ausserordentlich nützliches Nagelbrett doch nur nicht so aufdringlich auffällig und deutlich unhandlich beim Transport wäre *doppelseufz* …


°illustrationen°:

 


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