°descriptio°:
Bevor wir uns mit dem großen Besteck ins Getümmel stürzten, wollten wir erstmal was bei Bauer Ewald buttern. Rindergulasch stand auf der Speisenkarte. Mit Kartoffelsalat war’s für mich persönlich fast schon weihnachtlich anmutend …
Nach dem festlichen Gelage dann am Brinksknapp-Parkplatz angekommen. Dort fielen uns direkt verdächtige Personen auf, die sich mit Eimern bewaffnet und in Gummistiefeln gekleidet aufmachten und vermutlich nichts Gutes vorhatten. Später hat sich herausgestellt, dass die nur Pilze sammeln wollten und wohl auch einigermaßen erfolgreich dabei waren.
Der auf dem Hinweg ansteigende Hauptweg war für mich mit dem vollen Besteckkasten (BolliTrolli mit allem drin, was man so mitschleppen muss und deshalb nicht mehr in den Rucksack passt …) und dem vollen Magen doch etwas beschwerlich zu erklimmen. Was zu einer vorzeitigen Kaffee- und Verdauungspause führte.
Wir wurden von einer sehr netten Dackelführerin freundlich auf unser Vorhaben und unseren mitgeführten LastKraftWagen angesprochen. Ich hab ihr bereitwillig Baudetails für ihren Mann mitgegeben, der sich wohl ebenfalls für eine derartige Reisebegleitung interessieren würde. Allerdings muss der sich auch Gedanken drüber machen, dass man die Karre nicht so einfach und ohne Weiteres durch unwegsames Gelände zerren können wird. Aber das Problem überlass ich dem. Ich muss die Karre ja auch selber durch weichen Boden und über Stock und Stein ziehen. Selbst auf der Piste rumliegende Tannenzapfen können für das ansonsten für alle Beteiligten äusserst komfortabel empfundene Gespann dann plötzlich ein ernsthaftes Problem für die ungehinderte Fortbewegung darstellen …
Wir erreichten den Wegezugang zum Teich und davor standen tatsächlich Autos. Das eine gehörte der Jagdaufsicht. So stand es an der Karre jedenfalls geschrieben und war ja dann auch soweit ok. Das andere Auto war nicht besonders gekennzeichnet. Wahrscheinlich wohl nur nur ein Kunde, der sich sein Schwein für den Sonn-. und Feiertagsbraten persönlich aussuchen will …
Auf dem Zugangsweg standen dann kurz vor dem Teich tatsächlich noch zwei Autos. Eins davon – ein Geländeauto – gehörte einem Gastronom aus Sickingmühle bei Marl. Der hat sich sicher auch seine Schweine für’s nächste Schlemmerbüfett ausgeguckt. Mit der Annahme lag ich fast richtig. Den von mir bereits erkundeten Hochsitz und die „Jagd-Hütte“ (ein dafür hergerichteter Bauwagen) waren mit den „Sondergästen“ belegt. Da ging die Party ab und die Tassen wurden hoch gehoben und der Inhalt zügig im Hals versenkt. Zwischendurch wurde noch stimmungsgeladenes Halali-Getröte vom Band laufen gelassen um die Illusion perfekt wirken zu lassen. Willkommen in der Stille des Waldes …
Im Brinksknapp war’s dann – was sich auf die Artenvielfalt der Bewohner bezieht – doch sehr ruhig. Wir mussten uns eingestehen, dass die Jahreszeit wohl die Suche nach den begehrten Trophäen nun bis zum Beginn der nächsten Saison relativ erfolglos werden lässt. Was uns aber nicht aus der Ruhe brachte. Man kann ja auch andere Motive finden, wenn die sich freiwillig mal zeigen.
Den Anfang machte bei mir das halbwüchsige Kind des Zwergtauchers. Der Lütte konnte mich auf der Besucherplattform zwar bemerken, aber wenn ich mich ruhig verhielt, bekam der auch keinen Grund zu flüchten. Allerdings war das nicht ganz so einfach mit meiner Ruhestellung. Denn der Lütte tauchte hin und her. Und mir war dabei ständig so’ne doofe Birke im Weg, die vor der Plattform aus dem Grund ragte und wegen der ich dann auch die Position wechseln musste, um nicht nur Birkenblätter auf dem Sensor zu haben. Hinzu kam dann auch noch die Befürchtung, dass andere Besucher – allen voran die bekloppten Radfahrer – sich lauthals schreiend dem Teich näherten und den Vogel zu verscheuchen drohten.
Ich nahm mir dann (nochmal) die Trompetenflechten vor. Als ich dann so am Baum stand um mit zittrigen Fingern die Makros aus der Hand zu schießen, kam einer der Besoffskis von der Jagdwarte mit einem zum Glück angeleinten und nervös hechelnden Jagdhund den Weg entlang und ließ den Wuff mal eben neben den Weg scheißen. Und hat die Hinterlassenschaft des Köters NICHT entfernt. Dann nahmen beide den Weg zum (abgesperrten) südlichen Teichweg und der Trottel ließ den Hund ins Wasser.
Die Jagdaufsicht konnte ich über den Vorfall nicht informieren, um Sanktionen gegen den Ordungswidrigen einleiten zu lassen – denn der Hund gehörte der Jagdaufsicht und der Jagdaufseher selbst wird wohl so besoffen gewesen sein, dass er selbst nicht mehr mit dem Hund laufen konnte und deshalb den Volltrottel losgeschickt hat.
Man verliert den Glauben an solche „Behörden“. Aber der von mir in der Bücherei gefundene „Waldläufer“ hatte in seinem Buch ja bereits deutliche Hinweise auf derart unfassbare Mißstände geliefert. Und heute musste ich es tatsächlich selbst erleben. Ich bin immer noch fassungslos…
Zwischenzeitlich hatte das Schatzi dann doch noch einen Falter an der Holzbrüstung, die den Teich von Menschen der dort lebenden Tiere trennen soll, gefunden. Und eine ausgewachsene Zecke fand auch das Schatzi – oder besser formuliert: das Schatzi wurde von der Zecke gefunden. Aufmerksam wie sie ist, hat sie aber den aufdringlichen Besteiger wieder von der Hose entfernen können. Nicht auszudenken was das blutrünstige hinterhältige Monster für fatale Folgen angerichtet hätte. So ein Kaliber wäre – mal ganz abgesehen von den vermutlich zu erwartenden Viren – nur schmerzhaft zu entfernen gewesen.
°ego sententiam°
Nun war ich heute mal wieder Könich. Und bin meiner Bestimmung gefolgt, dem Gefolge mit Bestimmtheit zu bestimmen, wo’s wann wie losgeht. Könich könnte ich jeden Tag sein. Was aber auf Dauer wohl ziemlich langeweilerig werden würde. Ausserdem fehlt es definitiv an ausreichend Knatter, um ständig besondere Wünsche in Erfüllung gehen zu lassen. Wobei ich ja insgesamt noch recht bescheiden bin. Denn bei Bauer Ewald gibt’s kein Wildschwein. Nur Hausschwein. Aber auch lecker. Dafür relativ preiswert. Und die Portionen sind üppig. So üppig, dass man sich zwingen muss, hinterher tatsächlich einen tüchtigen Verdauungsspaziergang zu machen. Sonst haut’s einen vorzeitig aus den Latschen und man bleibt direkt am Tisch oder spätestens im Auto liegen. Und dann ist der Tag im Arsch. Trotz guten Essens …
°illustrationen°:















































°navigation auxilium°
… man könnte auch Navigationshilfe drauf sagen. Ab hier geht’s irgendwie weiter …