2018-01-02 – Herdfabrik und Eisengiesserei Herne

2018-01-02 – Herdfabrik und Eisengiesserei Herne

°descriptio°:

Bei unserem ersten Besuch am 29.12.2017 haben wir uns vom Inneren der Hallengebäude einen ersten Eindruck verschaffen können. Was uns aber nicht wirklich gereicht hat, denn wir hatten noch nicht ALLES gesehen.

Das wollten wir heute, weil das Wetter auch entsprechend freundlich gesinnt war, direkt nachholen. Ich wollte zu gerne in die oberen Ebenen des Verwaltungsgebäudes. Erst fanden wir keinen geeigneten Zugang und haben schnell von dem Vorhaben abgelassen, um uns dem mehrgeschossigen Fabrikbau zuzuwenden.

Der Bau war zum Glück frei zugänglich ohne dabei nennenswerte Hindernisse überwinden zu müssen. Eine offene Tür im Hochpaterre führte zur Treppe, über die wir die oberen Geschoßebenen erreichen konnten. Den Aufzug wollten wir nämlich nicht unbedingt benutzen. Der war von 1952 und mittlerweile TÜV-abgelaufen …

Das Schatzi hat tapfer mitgemacht. Stand ganz oben unter’m Dach dann aber doch mit gemischten Gefühlen unter dem teilweise bereits eingestürzten Dachstuhl.

Wieder auf Bodengleiche zurückgekehrt ging ich nochmal zu dem von mir vermuteten Zugang zum Verwaltungsgebäude, rappelte etwas an der Tür und sie sprang auf. War nur unten im Falz verklemmt. Andere hatten vor uns schon erfolglos versucht die mit roher Gewalt einzutreten. So standen wir dann im Büro des ehemals hier ansässigen holz- und kunststoffverarbeitenden Betriebes von Siegfried Schöppner.

Der hat hier wahrscheinlich ab Anfang der 90er einige Jahre bis vermutlich 2009 ausgehalten. Mit Sicherheit nicht viel länger, so wie’s hier jetzt aussieht. Das passiert nicht in einem Jahr. Allerdings wurde erst am 07.04.2016 ein Löscheintrag ins Handelsregister vorgenommen: HRA 5230: Tischlerei und Kunststoffverarbeitung Siegfried Schöppner e.K., Herne, Grenzweg 25-33, 44623 Herne. Die Firma ist erloschen.

Auch sein Sohn hat hier eine Ausbildung zum Tischler gemacht. Der Schöppner hat sich offensichtlich in mehreren Disziplinen versucht. Fensterbau, Formenbau, Möbel und Einrichtungs- und andere Gebrauchsgegenstände aus ewig haltbarem GFK. Überreste von seinen unverrottbaren Machenschaften lassen sich in der Halle finden, die keine mehr ist. Dort steht auch sein Schiff. Das wurde wohl als Freizeitgurke für den Tauch- und Wassersport genutzt. So wie’s den Eindruck machte, wurde die Bude insgesamt in einer Nacht- und Nebelaktion geräumt und keiner hat jemals Fragen gestellt, warum der ganze Scheiß hier noch rumliegt.

Ich kenn‘ das wohl auch woher.

In 1996 hatte ich meine Bude auf der Stöckstraße unter ähnlichen Bedingungen vorgefunden, in Eigenleistung ansehnlich und brauchbar renoviert und mit teuren Maschinen und Anlagen bestückt um sie dann – wie der Schöppner – im August 2002 endgültig aufgeben zu müssen. Allerdings musste ich seinerzeit besenrein räumen. Und ich hatte trotzdem noch das eine und andere Besitztum zurücklassen müssen, weil ich woanders keinen Platz hatte, den Plunder unterzustellen.

Aber das ist eine andere Geschichte…

In den oberen Geschoßräumen hat sich das Schatzi aufgrund des dort stetig fließenden Wassers nicht des Eindrucks erwehren können, dass der Boden aufgeweicht sei und sie durchbrechen könnte. Prinzipiell hatte sie ja damit auch Recht. Allerdings bricht eisenverstärkter Deckenbeton tatsächlich dann doch nicht ganz so schnell durch, wenn sich nur ein kleiner Mensch darauf tummelt.

Sie hat sich wegen ihres unguten Gefühls dann doch lieber in den unteren Gemächern weiter umgesehen, während ich todesmutig die obere Ebene mit beherztem Schritt durchwanderte. Aber nichts weiter Interessantes entdecken konnte, was auf die vergangenen Tage der Herdfabrik an Rückschlüssen hätte führen können. Dafür ist hier nach der Aufgabe der Fabrik zu viel passiert. Zumeist waren es bauliche Veränderungen im Inneren, die den Nachfolgern wichtig waren. Was ja auch verständlich ist.


°loco°


°ego sententiam°

Die Aufnahmen herzustellen ist nicht wirklich das Problem. Von „Problemen“ beim Fotografieren kann man insoweit auch gar nicht sprechen. Wenn überhaupt, dann nur mehr so von der Bereitschaft der Motive und deren Umgebung, für den Lichtbildartisten  da mal für’n Moment mitzumachen. Oder sitzen zu bleiben. Je nach dem …

Die meiste Arbeit ist die Entwicklung der Bilder. Da qualmt zum Schluß die Rübe. Und man ist nach Abschluß des eigentlich schon unverhältnismäßig hohen Aufwands, der mit der Nachbelichtung und den Korrekturen verbunden ist und trotz der eigentlich schönen Beschäftigung und dem Resultat schon froh, dass man endlich mal Bilder gucken kann.

Also Bilder, die im weitesten Sinne „fertig“ sind. Die Rohlinge sind im Vergleich zum fertigen Bild einfach nur grottenschlecht und anstrengend anzuschauen.

Die fertigen Bilder allerdings manchmal auch …


°illustrationen°:


°navigation auxilium°

… man könnte auch Navigationshilfe drauf sagen. Ab hier geht’s irgendwie weiter …


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