°descriptio°:
Die Emscher fließt ja bekanntlich quasi durch unser Wohnzimmer. Und der Rhein-Herne-Kanal ist in Flüsterweite entfernt. Die Nähe zu den heimischen Kunstgewässern ist wie an anderer Stelle bereits erwähnt mit gewissen Wirkungen verbunden, an die man sich auch nicht beim besten Willen gewöhnen möchte.
Und dass der EmscherValleyWay ab unserer Haustür auch zwei Richtungen hat, ist (nicht nur) auf Landkarten deutlich ersichtlich. Man muss halt nur einfach mal hingucken.
Hatte ich dann neulich, als ich mit dem Fahrrad zum HNO Dosda eierte und dann nach der Untersuchung meines Gehörs wieder nach Hause strampelte, dann auch höchstselbst herausgefunden. Der Dosda hatte aber herausgefunden, dass am Gehör nix organisches ist. Die Nackenwirbelsäule scheint allerdings fratze zu sein. Ich solle doch mal den Otto Pädden befragen, was der wohl dazu meint.
Ich lass das aber lieber sein
Heute fiel also beim Schatzi die spontane Entscheidung, den uns bekannten und stets nach Osten begangenen EmscherValleyWay mal auf Veränderungen zu erkunden. Was mir wegen des herrlichen Wetters und des damit zu erwartenden Pedalritteraufkommens nicht behagte. Als Fußgänger hat man unter den rücksichtslosen Bekloppten nämlich kaum eine Überlebenschance.
Ich schlug deshalb mal meine Entdeckung der westlichen Hemisphäre vor. Also das komplett gesperrte ehemalige Betriebshafengelände der Zeche Recklinghausen I, das beschaulich und für normale Idioten glücklicherweise nicht ganz einfach erreichbar zwischen Emscher und Kanal liegt. Den Zugang dahin hatte ich mir über ein Loch im Zaun, der eine über die Emscher führende uralte einspurige und vermutlich bereits reichlich marode Eisenbahnbrücke absperrt, verschafft. Die Brücke ist aus Stahl und hält garantiert noch ’n paar Tage aus. Also mich wird die auf jeden Fall überleben. Wenn die vorher nicht abgerissen wird. Aber warum sollte man das tun? Die stört niemanden, genauso wenig wie ich. Noch nicht.
Wir nahmen also den EmscherValleyWay in westliche Richtung. Und erreichten auch die Brücke. Das Loch im Zaun war zu. Da war einer schneller. Gut möglich, dass das Loch für andere Idioten einladend wirkte. Oder Kinder der Meinung waren, die Brücke als Spiel- und Klettergerüst für sich entdecken zu müssen. Was natürlich aufgrund des Zustands des Bauwerks überhaupt nicht ungefährlich ist. Mal eben da drüberhuschen ist kein Problem. Aber drauf verweilen und rumtoben würde ich da auch nicht zulassen.
Also wurde das Ding dicht gemacht. Na gut. Über die Brücke kamen wir also erst mal so ohne Weiteres nicht an das von mir zuvor verheissene Ziel.
Die ehemalige Bahnstrecke führte seinerzeit auf das Gelände der Zeche. Und genau da war auch ein Loch im Zaun. Dann nehmen wir eben das.
Und befanden uns auf dem bereits 1990 dem Erdboden gleichgemachten Zechengelände. Bis auf ein paar große denkmalgeschützte Gebäude an der Hochlarmarkstraße ist von dem Pütt nix übriggeblieben. Auf GoogleEarth meinte ich neulich aber noch ein paar Überreste von mindestens zwei Gebäuden erkennen zu können. Die wir heute dann auch vorsichtig schleichend erreichten.
Wir waren natürlich nicht die ersten in der mittlerweile komplett entkernten Ruine. Deren Substanz augenscheinlich aus der Neuzeit stammen musste. Ich schätze mal, dass die Bude so um Mitte der Sechziger aus dem Boden gestampft und mindestens seit 1990 nicht mehr offiziell genutzt wurde.
Weil der Kabachel ziemlich weit von den anderen belebten Gebäude steht und damit kaum einsehbar und kontrollierbar ist, haben sich hier u. a. Graffiti-Künstler ihr Domizil eingerichtet. Was die Jungs auf die Wände gekleckert haben hat mich dann doch schon zuweilen staunen lassen.
Wir nahmen unseren Fund zum Anlass, uns mit HDR-Belichtungen auszutoben. Und ich musste tatsächlich mangels Übung erst mal wieder in das Genre eintauchen und üben und rumprobieren. Die nachträgliche Bildbearbeitung hat zwar qualitativ recht ansehnliche Ergebnisse beschert, aber die von mir gewählten Standpunkte waren nicht immer interessant und mit Bedacht gewählt worden. Was den Betrachtungsgenuss dann doch leider etwas mindert.
Wir hatten uns auch nicht wirklich lange im Gebäude aufgehalten. Einmal da durchgehuscht und das war’s dann auch. Viel gab es ja auch nicht zu sehen und zu entdecken.
Wieder auf dem Aussengelände foppte uns ein Taubenschwanzchen.: als ich Lahmarsch endlich soweit war, den mit meinem vorher noch umständlich zusammenzuschraubenden Equickmänt als Trophäe einsammeln zu können, war der schon wieder über alle Büsche und Bäume entfleucht.
Wir spielten dann noch einen Moment zur persönlichen Entspannung und zum Abbau der vom Taubenschwänzchen verursachten Aggressionen mit einem Autoreifen rum um uns dann in alter Frische wieder vorsichtig vom Gelände zu entfernen.
Ich wollte immer noch gerne zur alten Hafenanlage zwischen Emscher und Kanal und hab das Schatzi trotz ihrer malträtierenden Hühneraugen überzeugen können, dass uns was ganz Besonderes erwarten würde (was natürlich voll gestrunzt war, aber der Zweck heiligt nunmal die Mittel …).
Wir erreichten unser nächstes Ziel – die STEAG-Eisenbahnbrücke – dann auch über einen mir bekannten Umweg, der nicht komplett zugesperrt war und befanden uns auf der „Insel“. Also dem Landstreifen zwischen Emscher und Kanal und verweilten auch nur kurz unter den Eisenbahnbrücken am Kanal. Die über uns donnernden Züge waren nix für des Schatzis schwache Nerven …
Unter der Autobahnbrücke hatten wir freie Sicht auf den Kanal. Und genau DA ist der Standort für meine nächste Timelapse. Den heutigen Versuch hab ich kläglich versaut. Was nicht zuletzt daran lag, dass ich das stabile Dreibein nicht dabei hatte. Aber ich wollte mich auch nicht wieder mit allem Plunder behängen und war mit vergleichsweise leichtem Gepäck unterwegs.
Von der Autobahnbrücke aus kamen wir über das alte Hafengelände dann am ehemaligen klärwerk Herne vorbei, von dem nur der historische Faulschlammturm als „Landmarke“ restauriert wurde. Die restlichen Anlagen sind so gut wie verrottet. Das Gelände ist, bis auf den Turm, abgesperrt.
Der Turm wird abends angestrahtl.
Den schnapp ich mir dann auch noch mal …
°loco°
°ego sententiam°
Von mir aus könnte das Wetter das ganze Jahr so bleiben. Keine Kreislaufbelastung, keine Gliederschmerzen, alles ging quasi wie von selbst.
Und das Beste daran war: uns haben keine elektrischen Drahteselquäler über’n Haufen gefahren …
°supplementum°
Hierhin könnte man durchaus nochmal fliehen. Solange das noch so bleibt wie es ist …
°illustrationen°:
°navigation auxilium°
… man könnte auch Navigationshilfe drauf sagen. Ab hier geht’s irgendwie weiter …