Ich habe einen neuen Thron.
Dieser bewegende aber ansonsten unbedeutende Anlass führte mich heute einerseits in die Schaumburgkatakombe, die ich als temporäres Dauerzwischenlager meines ausgedienten Inventars notgedrungen zweckentfremde, weil ich an den Kabachel seit dem Einzug in die REsidenzialischen und ehemals als Doppelthronsaal gedachten Gemächer wenn überhaupt dann nur noch Nachts oder am Sonntag ranfahren konnte. Mit Basteln oder anderen nennenswerten Geschicklichkeiten hat sich das DA seit dem Einzug der Bäckerei und den anderen örtlichen Veränderungen, die die Stadtvergewaltigung sich aus purer Langeweile oder Gehässigkeit einfallen lässt, erledigt.
Andererseits führte der Weg dann auch zur Kompositon dieses lakonischen Dramas, das die denkwürdige Stadtentwicklung als fortgesetzte Geschichtsschreibung der in der Vergangenheit bereits begonnen Reflektionen aufgreifen soll.
Mit der Reduzierung des Thronsaalgestühls auf nur einen Thron und somit auch nur ein erforderlich gewordenes und damit auch nur elementar zweckgebundenes Nachtlager, ist aus dem seinerzeit hochherrschaftlichen Schlafgemach dann kurzerhand ein Testlabor, ein Spielzimmer, ein Versuchsklinikum und ein Logisitiklager für allerlei Sinn und Unsinn geworden. Ein Mehrzweckraum also, in dem es an nichts fehlen soll, um BLOSS NICHT in die Schaumburgkatakombe zu müssen.
Da fahr icn also nur hin, wenn hier was über ist, ich das aber in meinem zwanghaften Wahn erst mal nicht wegschmeissen kann. Sammelleidenschaft ist das nicht. Ich kann mich nur nicht sofort und dann endgültig von meinem liebgewordenen und in den allermeisten Fällen sündhaft teuren Plunder trennen. Zumindest hat das Zeug am Tag der Anschaffung ein Vermögen gekostet, und DAS ALLEIN zählt für MEINE Wertschätzung. Heute hat der Kram – ausser für mich – sonst für niemanden eine tiefsinnige oder gar wertvolle Bedeutung. Irgendwann schmeiss ich das Zeug dann wohl schon weg, aber das dauert. Oder es macht irgendwann ’n anderer. Und bis dahin muss ich die Gewissheit haben, dass ich es noch besitze und es jederzeit wieder für mich reanimieren kann. Hätte ich die Schaumburgkatakombe damals nicht vom Schamanen kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, sähe mein Leben jetzt wohl etwas anders aus.
Prolog
Recklinghausen ist nicht nur eine Stadt, nein, Recklinghausen ist sogar eine Kreisstadt. Nicht, weil die am Stadtrand und sogar innerhalb des äusseren Stadtkerns auch mindestens einen Kreisverkehr haben, mit denen Recklinghäuser und andere Kreisbewohner aber irgendwie nicht so wirklich was anfangen können, weil die Bürger dieser Stadt auf deutlichere Reglementierungen durch leuchtende Lichtzeichen geeicht sind, was nicht zuletzt auch auf die allseits deutlich erkennbare private Vorliebe von Beleuchtung in Vorgärten, Terrassen, Balkonen, Fassaden, Hinterhöfen und Dachrinnen zurückzuführen ist.
Der Kreis Recklinghausen ist groß. Es gab ’ne Zeit, da war der Kreis Recklinghausen der flächengrößte Kreis in Deutschland. Keine Ahnung, wann das war. Es gab ja zwischendurch auch ’ne Gebietsreform. Was die für Recklinghausen bedeutet hat, ist mir ohnehin lotti. Soooo wichtig ist dieses Kaff nicht für mich.
Ganz im Gegenteil.
Je länger ich hier wohne(n muss), desto angewiderter bin ich von diesem Möchtegernmoloch, in dem sich meine vom Jugendamt der Stadt Bad Schwartau bestellten Vorfahren auch nicht wirklich wohlgefühlt haben und nur deswegen mit mir – ich konnte mich als 13jähriger ja nicht dagegen wehren – hierher gezogen sind, weil die Omma Käthe ja so gerne hier gewohnt hat. Die war – passend zum Gesamtabiente – profidekadent und damit eine in diese Stadt passende Frau Gernegroß. Mit übersteigertem Geltungsbedürfnis und dem Hang, das vom Oppa Willy sauer verdiente Geld in Feinkostläden zu versenken. Der Oppa Willy hingegen war die Ruhe selbst und hat die Omma immer machen lassen, ohne selbst aufzufallen. Deswegen hatte der auch Ruhe. Schlauer Mann, der Oppa.
Und irgendwie wirkt dieses dekadente Kaff jetzt auch wie ein Magnet auf mich. Obohl ich mich zwischendurch zu befreien wusste und ja schon mal für ziemlich lange Zeit weg von hier war.
Zu Beginn meines Lebens hab ich aber hier wohnen müssen. Und zum Ende meines Lebens bleibt mir wohl auch nix anderes übrig.
Wobei ich froh bin, NICHT direkt in der Nähe der Stadtmitte zu wohnen. Das hätte böse Folgen. Nicht für mich. Für die Irren, die sich da tummeln.
Zum Glück wohne ich in dem von Recklinghausen mehr als nur stiefmütterlich betrachteten Stadteil Süd, direkt an der Stadtgrenze zu Herne. Und BEIDE Städte haben keinen Bock auf diese Ecke. Das ist quasi Niemandsland. Hier fährt die Polizei nur und dann gerne auch mit Blaulicht durch, um sich vor, während und nach dem Wachwechsel von MäckDreck die telefonisch vorbestellten Fresstüten abzuholen.
Und so kommt es, dass ich die Veränderungen in dieser Stadt durchaus wahrnehme, die die Stadtvergewaltigung und die hochdotierten Unordnungshüter durch ihre Unterlassungshandlungen zu verantworten haben.
Es gibt Leute, die mögen ihre Stadt.
Und es gibt Städte, die mögen ihre Leute.
Beides trifft auf Recklinghausen NICHT zu.
REh und sein Platz am Rathaus
Der gegenwärtige und ständig dem Geschmackswandel unterliegende Rathausvorplatz war tatsächlich mal, so kann man es auf bemerkenswerten historischen Fotos bewundern, eine sehr ansehnliche Parklandschaft, und ist jetzt keinesfalls nur ein Park auf einem Platz, weil durch die stetigen Bemühungen der politischen Ratsherrschaften im Laufe der Zeit daraus ein schmuckloser aber leicht durchzufegender Mehrzweck-Platz geworden ist. Und abgesperrt ist der Platz auch. Ist also kein Park Platz.
Park und parken gehen ja anders, wie die hierauf nachfolgende Geschichte vom Konrad-Adenauer-Platz zeigen wird.
Auf den Zustand des schmucken Rathauses wird bei den legislativ wechselnden Hausbesetzern je nach politischer Ausrichtung natürlich auch besonderer Wert gelegt.
In 2018 stand die Fassade KOMPLETT das ganze Jahr und darüber hinaus eingerüstet, weil die anlässlich des 100jährigen Bestehens fein und teuer restauriert wurde. Die Gerüste wurden dabei nur 4 oder 5 Mal komplett ab- und wieder aufgebaut, weil Massenbesäufnisveranstaltungen auf dem Vorplatz so wichtig waren, als dass das eingerüstete Rathaus SO NICHT präsentiert werden sollte.
Nach der umfangreichen und durch die reputationsfördernden Unterbrechungen lang andauernde Restaurierung hat das ’n Preis als schönes Rathaus gewonnen.
Die Kosten und Mühen haben sich also erstmal gelohnt.
Für das schon VOR ihrer Zeit schöne historische Rathaus können die neuzeitlich rezenten Ratsvollpfosten natürlich nichts, die JETZT da drin ihren Arsch platt sitzen.
Die Stadt Essen hat da durchaus ’n ganz anderes Päckchen zu tragen, weil DIE NIE ’n Preis für ihren klobigen Betonkabachel bekommen werden und deshalb bereits über einen Abriss mit Entsorgung im Glascontainer nachgedacht haben. Unsere Eierköppe hingegen tun aber jetzt wirklich ALLES dafür, dass unser Rathaus und die Perepherie – schön wär’s, wenn’s MEINS wäre – als Vorzeigeimmobilie im Gespräch bleibt, und machen damit ungehemmt Touri-Werbung.
Bis auf die alljährlichen Ruhrfestspiele im architektonisch hoffnungslos versauten Ruhrfestspielhaus hat Recklinghausen ja auch nicht viel zu bieten.
Wer als Tourist aus Bayern hier via Inlandsflug von München nach Dums- oder Dusseldorf höchst umweltfreundlich angekachelt wird, wird sodann von lustlosen Stadtführern über den penetrant mit festgedübelten Tischen und angepflockten Gartenstühlen zugestellten Markt geschubst. Und DA gibt es – bis auf die ebenfalls architektonisch versaute Karstadtfassade, die mit Schießschartenfensteröffnungen durchbrochen ist und ansonsten sowieso und immer schon einen gruseligen Anblick geboten hat – nicht viel zu sehen.
Aber es wird – wie schon seit Menschengedenken – vom Führer erzählt, wie toll es hier ist.
Mit nur wenig Inbrunst und Überzeugung zwar, aber immerhin sieht man bei dem lauwarmen Vortrag ehrfürchtige Gesichter und zustimmendes Nicken. Manche Geführten nicken auch dabei ein. Ich hab so’ne Vorführung selbst gesehen, aber zu dem Zeitpunkt keine Knipskiste am Mann gehabt. Kommt aber auch noch. Das will ich für mich verewigt wissen, um in einem anderen Tagebucheintrag NOCH MAL drüber her ziehen zu können.
Ob der Führer auch hier war, entzieht sich meiner Kenntnis. Was sollte der hier auch gewollt haben …
Weil der Rathausvorplatz unbestritten freie Sicht auf das ebenso unbestritten herrliche Rathaus bietet, aber ansonsten – bis auf eine die Bürger dieser Stadt auffällig diskreditiernde Bronzeskzulptur („Bürger tragen ihre Stadt“, so der bedeutungsschwangere Titel; ein Schelm, der jetzt was Böses denkt …) – auffällig schmucklos geschmückt ist, muss also was Neues her.
Ein neuer Blickfang.
Etwas ganz Aussergewöhnliches.
Etwas, was KEINER hat und Seinesgleichen sucht.
Und es musste dem allgegenwärtigen Sandsteinlook entsprechen, um nicht unauffällig aus dem ansonsten so unbeschaulichen Rahmen zu springen …
Und damit die Stadtreinigung keinen Slalom auf dem Rathausvorplatz veranstalten muss, wenn die die Kotze nach ’ner ergiebigen Sauf- und Fressveranstaltung vom Kopfsteinpflaster kärchert, hat man sich für den ebenfalls großzügig angelegten Platz vor der Rathausapotheke entschieden.
Da passt@ hin, das REh.
Ein REh.
Aus Sandstein.
Handgeklöppelt von irgendeinem debilen Grabsteinmetzger, der mit dem senilen Schäff vom Grünflächenamt die minderjährige Tochter vom schwulen Bürgermeister fickt.
So’ne Kunst geht aber anders als Kunst, die auch Kunst ist und nicht nur künstlich scheisse wirkt.
Man sehe sich dafür nur mal das Rathaus an.
Jagut, das REh ist zumindest schon mal aus dem gleichen Material gedengelt.
Das wars dann aber auch schon mit schön, wobei „schön“ im Auge des Betrachters liegt.
Es erinnert, so wie es da steht, passend zum umtriebigen Trend der artungerechten Haustierhaltung, an einen Hund mit etwas zu langen Beinen. Es ist weder realitätsnah, noch ist es realitätsfern gestylt. Eigentlich ist es gar nicht gestylt und sieht irgendwie unfertig aus. Der Schöpfer dieses für den geneigten Betrachter etwas unnatürlich wirkenden Wesens war wohl schon lange nicht mehr im Zoo (das Rotwildgehege am Stadtpark wurde ja schon vor vielen Jahren dicht gemacht, weil die Kosten für die Tierpflege dem Stadtkämmerer zu teuer waren …).
Also steht da jetzt ’n REh vor der Apotheke. Woanders kotzen Pferde davor.
Die amtierenden Stadtväter haben es hinsichtlich des prominent aufgepressten Namensschildes zudem sichtlich mit lustigen Wortspielereien, die ruhig jeder sehen darf und SOLL.
Der (ohnehin viel zu lange) Stadtname „Recklinghausen“ gibt wohl bei genauer Betrachtung und nicht nur für regelmäßig berufsbedingt stark alkoholisierte Eingeweihte tatsächlich nur das daraus REhsultierende REh|hER.
Die werden sich da im Ratskeller bei den Beratungsgelagen mächtig den Helm lackiert haben müssen, um zu so einer Entscheidung mit dieser enormen Tragweite zu kommen. Man muss ja dabei bedenken, dass solche Verschönerungen dem Wohle der Bürger und für die Touris als augenweidender Blickfang dienen.
Das Eine schließt dabei das Andere nicht aus.
Und Eingeborene sind heutzutage von Touris auch nicht mehr zu unterscheiden.
Jetzt habense also alle was schönes Neues zu gucken und alle freuen sich. So hofft man im Rathaus. Weil man ja im Rathaus nur gute Entscheidungen trifft. Die allerdings maximal bis Hillerheide, genauer gesagt: bis zur Unterführung der A2 reichen. Ab da fängt das Niemandsland an, um das sich niemand schert.
Was man u. a. auch deutlich an der üppigen und auffällig makellosen Strassenbeschaffenheit erkennen kann.
Vor dem Rathaus und der Palastbastille ist die Strasse 5-spurig !!
Mir ist das HEUTE erst mal aufgefallen, wieviel Platz die hier haben, um den Verkehr ums und ins Zentrum fließen zu lassen. Vor allem ins Palastparkhaus. Wenn man erst mal drin ist in dem Bunker, kommt der einem gar nicht mehr so bedrohlich und verkorkst vor, wie der von aussen aussieht. Die Wegführung um den Innenstadtbereich erinnert mich an das quadratisch-klotzige Grabmal des Propheten Mohamed in Mekka, um das die Pilger auch kreisen müssen, damit sie ihren Seelenfrieden finden können. Und hier kreisen Konsumpilger um die Konsumtempel. Die Ähnlichkeit und Wirkung ist schon verblüffend.
Und mir ist diese Unmenge an Platz nur deshalb aufgefallen, weil ich mit dem Panzer ganz alleine hier lang gecruist bin. Ansonsten fuhr nur der Linienbus. Und der war auch ohne Fahrgäste. Sonntagsmorgens so um die 9 Uhr rum hat an dieser Stadt ausser dem Busfahrer und mir also NIEMAND ein gesteigertes Interesse. Weil es hier NICHTS gibt, was zu dieser Zeit irgendwelche Begehrlichkeiten ausserhalb des täglichen Konsumwahnsinns wecken kann.
Der Stadtwall, vor allem der vor dem Rathaus – man sagte übrigens nicht schon seit Gründung der spätmittelalterichen Siedlungsanlage (vorher war REh noch im Wald von Wald umgeben…) sondern erst viel später mit Einführung der kaiserlichen Monarchie ehrfürchtig dann auch in Ehrerbietung des ollen Willy, der ja seinerzeit überall hier in Germania irgendwie aber meistens dann doch vorzugsweise als überlebensgroßes und äusserst authentisch wirkendes Denkmal verewigt wurde, Kaiserwall auf den – ist also in einem Top-Zustand: keine Fahrrinnen, keine Löcher, keine Flicken, keine Risse. Man gleitet fast schon so komfortabel wie Gott in einer französchen Citröen-DS 21-Sänfte über den jungfräulich anmutenden Asphalt. Muss ja auch so sein, damit die im Rathaus ungestört bleiben und ausgeschlafen ihren Feierabend geniessen können. Anders wär‘ schlecht und dann nur mit schlechten Entscheidungen verbunden. Und DAS will ja KEINER.
Die hätten einen Esel vor die Apotheke stellen sollen. Hat man in Bremen auch so gemacht.
Konrad-Adenauer-Platz und das Gleisdreieck
Beide Flächen unterliegen der gleichen Grundnutzung. Wobei die eine Fläche für etwas Gleichere als die andere ist. Denn vor dem Gesetz sind alle gleich. Nur manche halt etwas gleicher.
Das Gleisdreieck kann also nur von den zweitrangigen Schlafmützen des Rathauses benutzt werden.
Es handelt sich somit AUCH um einen öffentlichen Parkplatz, nur halt eben nur für die private Nutzung und nicht für die Öffentlichkeit, wie das Schild an der Schranke aufschlußreich verrät. Oder anders: ein mit öffentlichen Geldern bezahlter Parkraum, auf dem nur Fahrzeuge von Bediensteten der Stadtverwaltung parken dürfen, damit die kurze Wege in ihr Bürobett und zurück haben. Das nenn ich mal „gesunde Arbeitsbedingungen“ und vor allem geschickte Gestaltung der Finanzierung von Privatvergnügen mit Geldern der Bürger. Stimmt also auffallend, dass die die Stadt tragen, und gebührt wahrlich einem entsprechenden Denkmal aus Bronze, das die übrigens auch aus ihrer Tasche bezahlt haben.
Die im ersten Rang amtierenden aber ansonsten ratlosen Spitzenräte parken ihre ebenfalls mit öffentlichen Geldern finanzierten Luxusschlitten natürlich direkt hinter dem Rathaus, also auf der Rückseite ihrer Amtsliege(nschaft). Die brauchen gar nicht weit zu laufen, um schnell nach Eigenheim zu kommen, was sich als praktisch erweist, wenn man den Ratskeller auf allen Vieren verlässt, und dabei vom Pöbel nicht unmittelbar gesehen werden möchte. Was vermutlich ohnehin eher unwahrscheinlich ist, weil der gemeine Pöbel durch seine lustige Impfbereitschaft noch weniger mitkriegt als die zumeist ebenfalls ratlosen Herren des gleichnamigen Hauses.
Es geht also bei den ganz hohen Tieren nur um die Privatsphäre, wenn die demnächst im Rathaus nicht nur für den Meisterwürger – äh – Würgermeister einen Drive-In haben. Für das REh hätten die allerdings wohl auch ’ne Lösung finden können, damit das seinen Platz auch mal anmutig verlassen kann. So’n REh braucht Auslauf, und so wie das arme Tier da mitten im urban überbesiedelten Gebiet am Kopfsteinpflaster festgetackert wurde, entspricht das aus meiner Sicht keinesfalls einer artgerechten Haltung. Ich ruf deswegen aber NICHT beim BUND an. Die müssen sich um andere wichtige Dinge kümmern, die es bald nicht mehr gibt. Werden die vom BUND dann arbeitslos, wenn keine Handlungsrundlage mehr lebt? Norfalls können die sich bis zur Rente dann ja mit REh & Co. beschäftigen. Einer muss solche bemitleidenswerten Tiere ja füttern …
Ich habe die geöffnete Schranke dieser bedeutungsvollen weil für mich ansonsten unerreichbaren Parkfläche also zum Anlass genommen, mich mal wie so’n Privilegierter fühlen zu können. Was mir schlußendlich auch nichts brachte, weils mich nicht zu einem besseren Menschen gemacht hat. Noch nicht.
Aber ich habe den Panzer auf einem Platz abgestellt, den ich sonst nur von aussen und im Vorbeifahren kenne.
Und jetzt da mal so drauf zu stehen, ohne die Schranke zu knacken oder ein Ticket zu kassieren, das macht was mit einem, der sonst als unfreiwilliger Freund des Nervernkitzels nur unter grenzwertig halbillegalen Bedingungen einen öffentlichen und dann zumeist auch kostenpflichtigen Parkplatz kostenlos zu nutzen weiss.
Der Konrad-Adenauer-Platz hingegen ist ein ausgesprochener Mehrzweckplatz und – ganz wichtig – öffentlich aber auch nicht immer kostenlos zugänglich..
Er dient mal als Park, meistens als Platz, und 2020 sogar als üppige Stellfläche für spacige HighTech-Zelte im beeindruckenden „Raumschiff-Orion- Look“, in denen 24/7 die durchweg willige weil zwangsgetriebene Bevölkerung gnadenlos durchgeimpft wurde. Was man heute noch am Verhalten derer bemerken kann, die sich dann regelmäßig mit dem aus dem Boden gestampften Impfstoff versorgen ließen, um nicht auf den von der Spasskasse geliehenen Kreuzfahrt-Urlaub in der Arktis zu verzichten, bevor das Eis da weggeschmolzen ist.
Die Zelte von Zirkus Roncalli werden auch da aufgestellt.
Also auf dem Platz, nicht in der Arktis.
Und Kirmes findet da auch statt. Natürlich auch auf’m Platz. Von Arktis-Kirmes wissen nur die Eisbären ein trauriges Lied zu singen.
Die magentafarbenen Fahnen weisen weithin sichtbar und durch die flatternde Farbgebung aufdringlich aggressiv auf die bevorstehende jährliche Palmkirmes hin. Vertrauliche Quellen wissen zu berichten, dass man seitens der Stadtväter die Palmkirmes am liebsten ganzjährig da installieren würde. Denn Hamburg mit seinem Dom und Wien mit seinem Prater machen dieses Gelüst durchaus vorbildlich zur Begehrlichkeit, um das marode Stadtsäckl füllen zu können. REhe kosten halt ’ne Menge Geld. Und DAS REh war mit Sicherheit nicht das Letzte, was es zukünftig hier zu bewundern gibt.
Ob dann in den überdimensionalen Riesenblümchentöpfchen Palmen stehen, weiss nur das Ordnungsamt bzw. das Wirtschaftsamt. Die aus der wirtschaftlichen Abteilung sind ja u. a. für Stadtmarketing, also Werbung und Gewerbe zuständig, und DA arbeiten die meisten Bediensteten mit nennenswertem aber vor der Öffentlichkeit und dem Finanzamt geheim gehaltenem Zusatzeinkommen, weil die sich ihre kommunalen Entscheidungen gerne gesondert von den antragstellenden Gewerbetreibenden vergüten lassen. Die im Bauamt sind genauso empfänglich für Sondervergütungen. Die sind aber wegen unloyaler Kollegen aufgefallen und Kontrolleure haben goldene Wasserhähne in deren Privatpalästen entdeckt. So kam es, dass in REh ’ne Zeit lang nicht gebaut werden KONNTE, weil mehr als die Hälfte der Amtsmitarbeiter geschlossen in Untersuchungshaft saß.
Zurück zum Platz.
Die Grund-Farbgebung der Platzdeko lässt vermuten, dass Veranstaltungen und der gesamte Platz von der Telekom gesponsert werden.
Im Gegenzug dürfen die Telekommunisten weitermachen wie bisher, und zur Freude fast aller Beteiligten im südlichen Stadtteil zu beliebigen Zeiten beliebige Straßen aufreissen, um möglichst teuer und langsam schnelles Internetz zu verlegen.
Damit der aufgrund seiner Namensgebung ehrenwert erscheinende Platz auch als Park dienen kann, hat man sich also mit mobilem Immergrün beholfen, das bei anderer Nutzung der Stellfläche dann mal eben an die Seite geschoben werden kann.
Pfiffig sind die Räte schon, wenn es darum geht, das insgesamt doch recht sparsame Platzangebot hinsichtlich der erhofften Besuchermassen für die REhcklinghäuser Innenstadt flexibel zu gestalten.
Und damit auch die werktätige Bevölkerung aus umliegenden Städten hier vor allem in der Palastbastille ihre Knatter versenken kann, dürfen die zur Anreise mitgebrachten SUVs und Wohnmobile, die ansonsten in kein Parkhaus passen würden, hier ab 16 Uhr kostenlos abgestellt werden.
Das finde ich sehr großzügig von der Telekom.
Kreishaus
Weil der Kreis REh groß ist, muss auch ’n großes Haus gebaut werden, um die großen Aufgaben bewältigen zu können.
Wie das Rathaus auch, so ist das neue aber im Vergleich äusserlich dann doch recht unspektakulär wirkende Kreishaus in die Jahre gekommen. 50 Jahre, so meine ich, steht der Kabachl. Eigentlich ist das keine Zeit für so ein Gebäude. Sieht man ja am Rathaus. Das steht seit mehr als 100 Jahren. Aber am Kreishaus nagt auffällig der Zahn der Zeit und muss saniert werden. Müssen normale Häuser eigentlich auch nach Ablauf ihrer Halbwertzeit aufwändig saniert werden, damit man drin wohnen kann ?
Kann sein, beim Kreishaus wurden damals so exotische Materialien wie Glas, Stahl und Aluminium verbaut, die jetzt so langsam den Geist aufgeben, zumindest für das ästhetische Empfinden unansehnlich wirken. Das konnte man vor 50 Jahren ja nicht wissen, dass das Zeugs so empfindlich ist. Hätten die das Kreishaus besser mal so wie das Rathaus aus Sandstein-Vollmaterial gebaut. Dann bräuchte man die Fassade nur alle 100 Jahre mal gründlich abkärchen und alles ist wieder schick.
Weil das Kreishaus ebenfalls ein moderner Repräsentationsbau aber ohne nennenswerte architektonische Besonderheiten ist, wird auch hier großer Wert auf zumindest eine ordentliche und freundliche Erscheinung gelegt. Dazu müsste man allerdings am Umfeld vielleicht auch noch etwas arbeiten, damit das Haus ins Bild passt, bzw. das Bild zum Haus.
Denn die schwungwolle Fussgängerbrücke vom Konrad-Adenauer-Platz zum Kreishaus sieht aus, als wenn man die besser nicht benutzen sollte. Ich zumindest hab mich heute da nicht drüber getraut. Ich war alleine, ohne Begleitung, und im Falle eines Zusammenbruchs hätte mir NIEMAND helfen können. Auch die gegenüber wohnende Feuerwehr hätte nichts unternommen. Die sind für Brände und manchmal für Hochwasser (auch Löschwasser kann Hochwasser sein …) zuständig, aber nicht für wegen weil Witterung und Alterung zusammengebrochener Brücken.
Ehem. DB Güter- und Rangierbahnhof RE-Ost (Hillerheide)
Nach Sichtung der Fotos war ich der Meinung, dass ich aus dieser Lokalität einen eigenen Tagebucheintrag machen müsste, weil die Motive ja nun mal so rein gar nichts mit REhen und Park und Plätzen zu tun hat. Aber die Fotos hab ich während EINER einzigen Tour gemacht, also an einem Tag und dabei aufeinanderfolgend.
Allerdings gibt es hier nichts Nennenswertes über die Motive zu schreiben. Sie sind aufgrund der laublosen Vegetation auch nur mehr eine Zufallsentdeckung. Und gehören eigentlich auch in die Kategorie °relicta loca° (= verlassene Orte).
Aber belass ich die in diesem Eintrag und in dieser Kategorie.
Die Deutsche Bahn hat den Güterverkehr und die zugehörige Inrastruktur an Drittanbieter abgetreten. In diesem Fall sind das die Niederländer. Vermutlich auch die Pechinesen. Aber DIE kann man – zumindest HIER – nicht deutlich verifizieren.
Der Vollständigkeit halber und aus eigenem Interesse hab ich aber doch noch mal nachrecherchiert. Man will ja nix Verkehrtes erzählen, auch wenn man – wie seinerzeit, als hier zwei Kriege und die damit einhergehende Propaganda an der Tagesordnung waren und sich seitdem in dieser Hinsicht auch nicht wirklich viel verändert hat – die den Betrachter lenkende Deutungshoheit durch die Darstellung der jeweils eigenen Sicht der Dinge zu erlangen.
Um meinen eigenen Horizont zu erweitern, hab ich ein paar frei erhältliche Abbildungen aus dem Netz gesaugt, und sie hier hinzugefügt. Die von mir abgebildete Örtlichkeit, also das von mir vermutete Stellwerkgebäude, lässt sich auf keiner Karte mehr finden. Auch die DB weiss darüber keine Auskunft mehr zu geben. Auch nicht in historischen Quellen ist dieses dem Verfall überlassenen Betriebsgebäude erwähnt. Aber man kann auf der Gleiskarte von 1988 noch gut erkennen, welche enormen Ausmaße dieser Rangierbahnhof seinerzeit hatte. Und wie der mittlerweile im Vergleich zum heutigen Zustand zusammengeschrumpft wurde. Und auf Google-Earth ist das Gebäude im grünen Dschungel versteckt.
Die neuen Betreiber haben sichtlich KEIN Interesse, die anscheinend veralteten und somit nutzlos gewordenen Gebäude einer neuen Bestimmung zuzuführen. Die wurden kurzerhand stillgelegt und sich selbst und dem hier in Deutschland sportlich betriebenen Vandalismus überlassen. Es stellt sich mir beim Anblick solcher verlassenen Gebäude regelmäßig die Frage, warum Menschen – also vor allem jugendliche Bundesbürger im Besonderen (in Belgien, Frankreich, Spanien, Rumänien und anderen umliegenden Ländern kennt man diesen Umgang mit einhergehender Zerstörungswut von fremdem Eigentum nicht, weil da andere Werte und Erziehungsregeln das verhindern) – keinen Respekt mehr vor fremden Sachen haben. Warum reicht es denen nicht, es zu betreten um es nur mehr oder weniger interessiert anzuschauen, um es dann unversehrt für andere Gleichgesinnte zu hinterlassen ?
Neee, das muss man ALLES kaputt machen.
Scheiben einschmeissen, Kabel rausreissen, Inventar zerstören, Brände legen, mit Sprühdosenfarbe vollschmieren (Graffiti geht aber geht definitiv anders …), in Ecken scheissen und was weiss ich noch alles …
Neulich erzählte mir die Nachbarin im Zusammenhang eines Gesprächs über „Lost Places“, dass es mittlerweile wohl einen „Führer“ geben soll, der derartig „interessante“ Orte listet. Wie so’n Reiseführer, quasi.
So verliert doch die Sache ihren Reiz, wenn JEDER sich da tummeln kann. Ausserdem werden wohl auch nur Ziele genannt, die „sicher“ sind. Also nicht einsturzgefährdet und trittfest auch für diejenigen sind, die mit Stöckelpömps und Händikniepskiste ein vemeintliches Abenteuer erleben wollen.
Wenn ICH solche Ziele in die engere Wahl eines Ausflugs ziehe, oder, wie in diesem Fall, mehr so zufällig da einfliege, dann hab ich festes Schuhwerk und ’n stichfestes Beinkleid an. Brombeersträucher sind nämlich auch im Winter nicht zu unterschätzen. Und mit steilen und bröseligen Abhängen hab ich auch schon schlechte Erfahrungen gemacht (da nützen auch keine Treckerreifenprofilsohlen nix mehr, wenn so’n Abhang durch und mit einem ins Rutschen kommt …).
°loco°
Heute zweigleisig.
Auf Park Plätzen und vor Apotheken und Rathäusern. Und in verlassenen Bundesbahngebäuden.
Aber all das in REh gefunden.
°ego sententiam°
Heute hatte ich Glück und mein aus eigenem Antrieb zwangsaktivierter Transportausflug blieb unfallfrei.
Was nicht zuletzt am leichten Besteck lag, das ich am Mann trug. Nur die K-70 in der Hand soll reichen, so dachte ich jedes Mal beim Verlassen des Panzers, den ich etwas abseits der präferierten Ziele verstecken konnte. Und weil die K-70 klein und leicht ist, waren schnelle Ortswechsel und auch die raumfordernden Strassenbilder schneller gemacht, als sie dann im Nachgang entwickelt wurden.
Zweckgebäude, wie die der DB, haben ja architektonisch nicht viel zu bieten. Auch im Inneren sieht es trostlos aus.
Bahnhöfe für den Personenverkehr sind in mein Empfinden eingeschlossen.
Aber immerhin war man drin und konnte das eine und andere Motiv für sich entdecken. Und lässt nach dem ersten Besuch den Plan aufkommen, sich da nochmal intensiver zu beschäftigen.
Denn gefesselt hat mich DA die günstige Beleuchtungssituation. Es war heute diesig-bewölkt und das muss beim nächsten Besuch mit eingeplant werden.
So entstanden heute innerhalb der maroden Räume keine harten Kontraste durch zu starkes Sonnenlicht, sondern eher ein weiches und diffuses Licht, das eine tolle Plastizität der Oberflächen und Objekte ergab. Mit der alten K-7 wäre ich zwingend auf ein sperriges Stativ angewiesen gewesen. Mit der K-70 konnte ich die Aufnahmen noch gerade so und weitestgehend unverwackelt und vor allem frei in der Wahl der Perspektive aus der Hand belichten.
Wobei die Wahl der Perspektive dann noch in weiteren Übungsstunden verfeinert werden müsste.
Die Panorama-Aufnahmen der innerstädtischen Ansichten sind mir nicht gut gelungen. Aber hier besteht kein Anspruch auf eine schöne Perspektive des Motivs, sondern die Bilder sollen ja nur einen dokumentarischen Charakter transportieren.
Schon schön, so’n neues Technikspielzeug, wenn man es denn dann auch im Griff hat …
°supplementum°
Dieser Eintrag ist der Kategorie „Tour durch Recklinghausen“ zugewiesen. Und in dieser Kategorie wird nichts nachgetragen, sondern nur hinzugefügt.
°illustrationen°:
°navigation auxilium°
… man könnte auch Navigationshilfe drauf sagen. Ab hier geht’s irgendwie weiter …